Wetterextreme beeinflussen die Obsternte
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Schäden sind durch Hagel zwar stärker als in 2015, aber im langjährigen Vergleich immer noch unterdurchschnittlich. Regionale Wetterextreme mit hohen und ungleichmäßig verteilten Niederschlägen, Starkregen bis hin zu Überschwemmungen beeinflussten Wachstum und Reifung etlicher Kulturen besonders im Mai und Juni.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, hat auf der Erntepressekonferenz des DBV unterstrichen, dass die bisherige Erntebilanz 2016 bei den meisten Kulturen von einem hohen Krankheits- und Schädlingsdruck infolge der feucht-schwülen Witterung bestimmt ist. Dies führe in diesem Jahr besonders deutlich vor Augen, wie notwendig Pflanzenschutz zur Sicherung von Menge und Qualität der Ernten ist. „Schäden sind bei unbehandeltem Obst, Gemüse, bei Kartoffeln und Wein vor allem durch pilzliche Erreger wie den Falschen Mehltau oder die Kraut- und Knollenfäule zu verzeichnen sowie durch Schadinsekten wie die Kirschfruchtfliege und die Kirschessigfliege.
Der DBV hat auf der Erntepressekonferenz zu Kulturen, die bereits geerntet wurden oder heranreifen, folgenden Überblick bzw. Zwischenbericht gegeben. Hier der Passus zum Obst:
Apfelernte in Deutschland: 2016 werden nach der schlechten Vorjahres-Ernte 1,052 Mio. Tonnen erwartet (plus 8 Prozent, 0,973 Mio. Tonnen in 2015, 9 Prozent über dem Durchschnitt 2013 bis 2015). Bei einigen Sorten in einigen Regionen werden niedrigere Erträge durch „Alternanz“ (d. h. Schwankung des Fruchtertrages im zweijährlichen Rhythmus an Obstbäumen) erwartet. Die Erntemenge lässt deutlich anziehende Erzeugerpreise zum Einstieg in die neue Apfelsaison (September) erhoffen, auch die Vermarktung für die Verarbeitungsindustrie wird wieder lukrativ.
Apfelernte in EU: Prognosfruit schätzt die EU-Apfelernte auf 12,005 Millionen Tonnen, 3 Prozent niedriger als 2015 (12,3 Mio. Tonnen). Größte EU-Apfelerzeugerländer sind 2016 Polen (4,15 Mio. Tonnen, plus 4 Prozent gegenüber Vorjahr), Italien (2,28 Mio. Tonnen, stabiler Ertrag), Frankreich (1,56 Mio. Tonnen, minus 7 Prozent) und Deutschland (1,05 Mio. Tonnen plus 8 Prozent).
Die Birnenernte wird in Deutschland auf nur 36.000 Tonnen geschätzt (16 Prozent niedriger als 2015), in der EU geht man von einer Erntemenge von 2,17 Mio. Tonnen (minus 9 Prozent) aus.
Der Beginn der Kirschernte ist im gesamten Bundesgebiet durch Regenfälle und dadurch geplatzten Kirschen regelrecht ins Wasser gefallen.
Bei Süßkirschen wird eine durchschnittliche Ernte mit rund 33.000 Tonnen erwartet (31.400 Tonnen in 2015). Die Preise liegen auf Vorjahresniveau, im Süden Deutschlands ist ein Teil der erntereifen Früchte durch zahlreiche Niederschläge im Juni und Juli geplatzt und konnte nicht mehr vermarktet werden.
Hinzu kamen Ertragsausfälle durch die Kirschessigfliege. Der aus Asien neu eingeschleppte Schädling führt 2016 aufgrund der für ihn günstigen Witterungsbedingungen zu größeren Problemen, betroffen sind insbesondere Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, auch Himbeeren und Erdbeeren sind betroffen. Die Bekämpfung der Fliege erweist sich aufgrund des enormen und schnellen Entwicklungspotentials als sehr schwierig. In Deutschland wurde die Kirschessigfliege erstmals 2011 nachgewiesen. Die mit Fliegen bzw. Maden befallenen Früchte werden ungenießbar und schmecken nach Essig.
Die Sauerkirschenernte dürfte bei 16.000 Tonnen (Niveau von 2012/2013, 2014/ 2015 rund 17.000 Tonnen) liegen. Die Preisen für die Verarbeitungsindustrie sind stabil.
Die Ernteerwartungen bei Pflaumen und Zwetschen mit rund 44.000 Tonnen sind niedriger als im Vorjahr (2015: rund 46.900 Tonnen). Preise liegen lediglich auf Vorjahresniveau. Bei Mirabellen wird eine Erntemenge von rund 5.000 Tonnen nach 4.500 t in 2015 erwartet.
Erdbeeren werden deutschlandweit bei einer Anbaufläche von ca. 13.000 ha um 10 Prozent weniger geerntet (rund 155.000 Tonnen nach 173.000 Tonnen im Vorjahr). In Süddeutschland gab es infolge der feucht-schwülen Witterung im Juni und Juli teils erhebliche Ausfälle durch Fäulnis und die Kirschessigfliege, jedoch ist eine ausreichende Verbraucherversorgung auch in der zu Ende gehenden Saison gewährleistet. In Norddeutschland war die Saison etwas besser als in den Vorjahren.
Bei Beerenobst liegen wegen deutlicher Schäden durch die Kirschessigfliege und der ungünstigen Witterung die Ertragserwartungen unter dem Vorjahr. Ertragserwartungen bei roten Johannisbeeren liegen voraussichtlich bei knapp 5.000 Tonnen, bei schwarzen Johannisbeeren bei 9.000 Tonnen, bei Himbeeren bei 4.500 Tonnen und bei Heidelbeeren bei 10.000 Tonnen.
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