Spitzenfeld rückt weiter zusammen
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Die hervorragenden Produkte aus der heimischen Landwirtschaft brauchten keinen Vergleich zu scheuen: „So wie der Whisky beispielsweise ein Botschafter für Schottland ist, so sind unsere exklusiven Edelbrände Botschafter Tirols“, erklärt Josef Geisler im Rahmen der Pressekonferenz, die heuer zum zweiten Mal im Vorfeld der Prämierung stattgefunden hat, um die Spannung tatsächlich bis zur Bekanntgabe der Landessieger am Abend zu erhalten. „Die Brennerinnen und Brenner haben es verstanden, ihr Handwerk zu perfektionieren, ihre Brände zu inszenieren und Konsumenten dafür zu begeistern. Der Erfolg einzelner Brenner, zahlreicher Schaubrennereien und Initiativen wie die Tiroler Schnapsroute geben ihnen Recht“, betont der stellvertretende Tiroler Landeshauptmann.
Die Erfolgsgeschichte der Tiroler Schnapsprämierung begann Anfang der 90er-Jahre. Von Anfang an war das oberste Ziel, das Kulturgut „Schnaps“ zu hochwertigen Genussprodukten weiterzuentwickeln. „Über Generationen hinweg weitergegebenes Wissen und konsequente, zielorientierte Weiterbildung machten den Tiroler Schnaps zu dem, was er heute ist: Ein Produkt für das Brenner weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt sind“, erklärt Ing. Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol. Dafür gab es nicht nur ein großes Lob für Fachbereichsleiter Wendelin Juen, den Architekt dieses Qualitätsrankings, sondern auch für LK-Referent Ulrich Jakob Zeni, der die Brenner auf ihrem Weg begleitet. Aus Sicht der Landwirtschaft sei es sehr erfreulich, dass sich immer mehr Betriebe professionell dem Schnapsbrennen verschrieben und ihre Betriebe in diese Richtung entwickelt haben. Neben den Spitzenbrennern gibt es viele Betriebe, die es gut machen, aber weniger professionell, und dennoch ein einträgliches zweites Standbein entwickelt haben. Gelungen sei es auch, eine enge Partnerschaft zum Tourismus zu knüpfen, so dass Landwirtschaft und Tourismus zumindest in diesem Bereich funktionieren, so Hechenberger.
Erneut schwieriges Obstjahr 2017
Was sich anfangs als weiße Pracht durch Tirol zog, erlitt durch vier Frosttage massiven Schaden. Bereits das zweite Jahr in Folge dezimierten Frühjahrsfröste die Ernte. Am härtesten betroffen war Steinobst wie Marille oder Zwetschke mit einem Ausfall von nahezu 100 %. Beim Kernobst konnte die Frostberegnung viele Blüten retten. Der Bilderbuchherbst machte einiges wieder gut, so dass am Schluss zwar geringere Mengen geerntet werden konnten, aber durchwegs Spitzenqualitäten herangereift sind. „Die Aromaqualitäten waren spitze und der Zuckergehalt ist nach oben gegangen“, verdeutlichte Ing. J. Ulrich Zeni. Letzten Endes waren es die Kernobstdestillate, Apfel und Birne, die hervorragende Spitzenqualitäten gebracht haben. „Beste Rohstoffqualität ist die Grundvoraussetzung für jeden Obstverarbeiter. Gepaart mit Konsequenz, sauberer Arbeit und der Bereitschaft zum lebenslangen Lernen sind sie die Basis für hochwertige Edelbrände und Liköre“, fasst der LK-Referent für Obstverarbeitung zusammen.
Ergebnisse 2017
Bei den Edelbränden ist gerade die Prämierung ein starkes Lebenszeichen, das auch über die Grenzen Tirols hinaus wahrgenommen wird, und der Auftakt für die Vermarktungssaison im Herbst ist. Heuer wetteifern bereits zum 23. Mal die besten Brenner um die begehrten Landessieger-Titel. „Die Beteiligung von 107 Brennern mit insgesamt 495 eingereichten Proben zeigt den ungebrochenen Zuspruch zu dieser Veranstaltung. Die Beurteilung erfolgt von einer unabhängigen internationalen Fachjury. Die Ergebnisse beinhalten viele Informationen, die bei der Verbesserung der eigenen Produkte hilfreich sind“, so Wendelin Juen.
Heuer war erkennbar, dass Klassiker, wie beispielsweise der typisch tirolerische Obstler, erfreulicherweise auf dem Vormarsch sind. Dagegen verlieren Exoten an Bedeutung. „So ist doch Bewegung in der Szene“, stimmt Juen mit Zeni überein. Vogelbeeren und Apfelweinbrände waren Highlights der heurigen Prämierung. Sie zeigten, dass das Heimische durchaus Kraft gewinnt. Schließlich seien Typizität und Glaubwürdigkeit sowie das Authentische in dieser Szene durchaus wichtig. Bei den Einreichern sind immer wieder Newcomer dabei, die neben den langjährigen Teilnehmern durchaus auch ihre Chancen haben. „Der gesunde Wettbewerbsgedanke spornt die Brenner zu Höchstleistungen an und macht die Schnapsprämierung zu einem besonderen Event“, freut sich Juen.
Festredner Enrique Gasa Valga zeigte, dass er keine Berührungsängste angesichts der geballten Präsenz der Tiroler Edelbrandelite hat. Vielmehr sorgte der spanische Ballettdirektor am Tiroler Landestheater, dessen Auserwählte Tirolerin ist, mit seiner humorvollen Schilderung der Eingliederung in die Familie sehr für die Auflockerung der Veranstaltung. Schließlich besiegelte das berühmte „Schnapserl“, wie bei vielen anderen wichtigen Anlässen, auch dieses Ereignis.
Sortensieger
Aus sechs Tiroler Bezirken stammen die Sortensieger 2017. In der Kategorie Apfel siegte Stefan Wörz aus Landeck mit einem Apfelbrand Elstar, Hannes Sporer bei Birne mit einem Birnenbrand Williams. In den Kategorien Obstbrand sowie „Enzian, Meisterwurz, Wacholder“ führt Familie Hupfauf aus Terfens mit einem Obstbrand aus Apfel und Birne und einem Apfel-/Wacholderbrand. Markus Spitaler aus Hippach setzte sich mit seinem Spänlingsbrand bei „Zwetschke, Spänling, Pflaume“ an die Spitze. Zum Sieger in der Kategorie Beerenobst wurde Manuel Spiegl, Oberpfuss, mit seinem Erdbeerbrand gekürt. Den Sortensieg bei Vogelbeere holte sich Wolfgang Kaufmann aus Ellmau. Otto Permoser, Brenner im Stift Wilten in Innsbruck, führt mit seinem Weichselbrand zum wiederholten Mal die Kategorie Sonstige an.
Landessieger 2017
Es hatte den Anschein, ein Heimspiel für die Zillertaler zu sein, lediglich Familie Hupfauf vom Purnerhof im Bezirk Schwaz mischte die eingeschworene Gruppe auf. Ein Birnenbrand und Birnenbrand Williams sowie ein klassischer Obstler aus Apfel und Birne und ein Apfel/Wacholderbrand gaben den Ausschlag für ihren Landessieg. Für Franz und Heidi Hupfauf ist es der dritte Landessieg nach 2009 und 2010. Der Abfindungsbrenner mit maria-theresianischem Brennrecht (300 l) setzt inzwischen nur noch auf die Brennerei. In den Jahren 2004/2005 verabschiedete sich die Familie von der Milchviehhaltung und baute den Stall zu einer modernen Brennerei mit Verkostungsraum um; auch zahlreiche Obstbäume wurden gepflanzt. Dennoch ist es ein Nebenerwerb; beide Ehepartner sind berufstätig. Tochter Daniela hilft der Mutter im Verkauf, Vater Franz steht am Brenngerät. „Durch den Landessieg ist die Motivation wieder gestiegen, es ist auch toll, wieder mal in den Medien präsent zu sein“, so Heidi Hupfauf.
Hannes Sporer, Schwendau, hat das Eis im Zillertal gebrochen; er holte den ersten Landessieg. „Das Zillertal war am Anfang ein Entwicklungsgebiet, aber vor Jahren sind die Brenner dort durchgestartet und vorne dabei“, blickte Juen zurück. Die Brände, die Sporer zum Landessieg verhalfen, sind ein Apfelweinbrand im Holzfass, Birnenbrand Williams sowie Apfelbrand und Zwetschkenbrand von der Hauszwetschke. Nach 2004 konnte er 2017 wieder einen Landessieg für sich verbuchen. Er bezeichnet sich als „Bauernhof-Kleinbrenner“, wie es sehr viele in Tirol gibt, d.h. er erzeugt kleine Mengen, hat wenige Sorten, brennt aber mit Liebe. Sehr gerne stellt der Schwendauer seltenere Produkte her, aus seltenen heimischen Obstarten wie Mispel oder alten Kernobstsorten. Ansonsten hat er die Williamsbirne mittlerweile sehr gut im Griff, was ihm einen Sortensieg einbrachte. Mit dem neuerlichen Qualitätsbeweis hofft er auf einen kleinen Aufschwung in der Vermarktung.
Nächster im Bunde ist Markus Spitaler aus Hippach: „Da sieht man, dass das Miteinander mit Stammtischrunde funktioniert“. Er holte seine Punkte mit einem typischen Tiroler Brand, dem Spänlingsbrand, sowie Birnenbrand Williams, Traubenbrand und einer Mischung (Cuvée) aus Zwetschken- und Spänlingsbrand. Es ist sein dritter Landessieg nach 2007 und 2016 und eine tolle Bestätigung für ihn. Spitalers Spezialität ist der Williams, mit dem er jedes Jahr punktet. „Es macht im Verkauf viel aus, wenn man immer bei Prämierungen mitmacht.“ Den Familienbetrieb mit Landwirtschaft und eigener Alm bewirtschaftet er gemeinsam mit der Familie. Seit mehr als 20 Jahren nimmt der Abfindungsbrenner und Edelbrandsommelier regelmäßig an der Landesprämierung teil.
Liköre haben in Tirol eine starke Bedeutung, weil sie sehr fruchtig sind, optisch ansprechend von der Farbe und vielleicht ein anderes Konsumentensegment ansprechen. Es gibt viele Likörproduzenten, die Fruchtigkeit und Harmonie in das Produkt zaubern. Allen voran steht Kathrin Fankhauser vom Stiegenhaushof in Schwendau, die den zweiten Landessieg mit Likören eingefahren hat. Sie gewann mit einem Holunderlikör, Erdbeer-, Zwetschkenlikör Hanita und einem Birnenlikör aus Mostbirne und gelber sowie roter Williamsbirne. Kathrin Fankhauser weiß, dass das Spitzenfeld auch bei Likör sehr nahe beieinander liegt, zumal es hier nur einen Landessieg gibt. „Aber diese Schwierigkeit ist auch der Reiz mitzumachen.“
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