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Seminar am KOB Bavendorf

Professionelle Obstlagerung verlangt gutes Know-How

Am 21.08.2018 fand zum 16. Mal das Lagerseminar am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in Bavendorf und am 22.08.2018 bei Agroscope in Wädenswil in der Schweiz statt. Trotz bereits begonnener Ernte waren beide Seminartage gut besucht, was auf die interessanten Themen zu neuen Sorten, Prognosen für die Erntesaison und Möglichkeiten der Energieeinsparung im Lager zurückzuführen ist.
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Bei einer kleinen Stärkung zwischendurch mit Kaffee und Brezeln blieb viel Zeit für Diskussionen und Erfahrungsaustausch
Bei einer kleinen Stärkung zwischendurch mit Kaffee und Brezeln blieb viel Zeit für Diskussionen und ErfahrungsaustauschKOB
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Dr. Daniel A. Neuwald stellte nach offizieller Begrüßung die derzeitige und absehbare Situation für die kommende Saison vor. Nachdem die Ernte und Lagersaison 2017 durch den Spätfrost stark beeinträchtigt wurde, ist das Problem 2018 die lang anhaltende Hitze und Trockenheit. Im Bodenseegebiet hat dies zu einer 5 bis 7 Tage früheren Blüte und einer 7 bis 10 Tage früheren Ernteprognose geführt. Die hohen Temperaturen sorgten für eine hohe Photosyntheseleistung der Bäume, wodurch sehr viel Zucker in die Früchte eingelagert wurde. In einigen Gebieten hat dies zu einer Verzögerung des Stärkeabbaus geführt, der für irreführende Reifedaten sorgt, da eine Unreife vorgetäuscht wird. Das macht es in diesem Jahr umso wichtiger den Festigkeitswert im Auge zu behalten, um den optimalen Erntezeitpunkt nicht zu verpassen.

Empfehlungen für die Lagerung

Der Vorsprung bezüglich Fruchtgröße im Vergleich zum langjährigen Mittel sollte bis zur Ernte ausgeglichen sein. Die Mineralstoffversorgung ist gut. Nur bei `Elstar´ liegt das Kalium:Calcium Verhältnis über 24, wodurch eine Calcium-Spritzung erforderlich ist.
Die Fruchtqualität in diesem Jahr ist mit hohen Zuckergehalten und niedrigen Säuregehalten gut. Die Ausfärbung ist wegen den hohen Nachttemperaturen in den meisten Regionen eher mangelhaft.

Es dürften sich große Unterschiede in der Stabilität und Homogenität der Fruchtqualität zeigen, in Abhängigkeit davon, ob die Anlagen bewässert waren oder nicht. Die Gefahr für Glasigkeit ist in diesem Jahr sehr hoch, ebenso wie für die Entwicklung weicher Schalenbräune im Lager. Wenn die Äpfel mit 1-MCP (SmartFreshTM) behandelt werden sollen, sollte 5 bis 7 Tage später geerntet werden.

Beide Schäden können durch eine Stufenkühlung, bzw. durch eine verzögerte CA-Einstellung reduziert werden. Während Glasigkeit so vollständig abgebaut werden kann, wird die Gefahr für weiche Schalenbräune reduziert, wenn die warmen Früchte nicht sofort den kalten Lagertemperaturen ausgesetzt werden, sondern vorgekühlt werden, um den Stress zu minimieren. Sortenspezifische Besonderheiten müssen dabei beachtet werden, z.B. reagiert die Sorte `Santana´ negativ auf eine verzögerte CA-Einlagerung.

Im Weiteren Verlauf des Seminars wurde die DCA-Lagerung (engl. Dynamic controlled atmosphere) genauer vorgestellt. Die Vorteile dieser Lagerung liegen darin, dass über verschiedene Stress-Signale der Früchte die Lagerbedingungen dynamisch angepasst werden können und so die Lagerdauer erhöht werden kann. Besonders bei der DCA-RQ (Respirationsquotient) Lagerung kann der Sauerstoffgehalt so weit gesenkt werden, dass eine Lagerung unter höheren Temperaturen bei gleichbleibender guter Fruchtqualität mit erhöhter Aromastoffkonzentration möglich ist. DCA-Lagerung kann zur Reduktion von Schalenbräune und Schalenflecken bei `Elstar´ eingesetzt werden. Nachteile dieser Methode sind der hohe Anspruch an die Homogenität der Früchte, Gasdichtigkeit der Räume und der hohe Kontrollaufwand.

Neue Sorten

Ganz im Sinne neuer Sorten ging es weiter mit den Vorträgen der Schweizer Kollegen Andreas Bühlmann und Severine Gabioud Rebeaud, die die Erfolge im Schweizer Züchtungsprogramm bei Äpfeln und Birnen vorgestellt haben. Der Schwerpunkt des Züchtungsprogrammes liegt auf der Entwicklung und Markteinführung robuster und resistenter Sorten, da vor allem Feuerbrand in der Schweiz ein großes politisches Problem darstellt. Unter den Äpfeln ist daher eine schorfresistente, feuerbrandrobuste Sorte entstanden die unter dem Namen `Ladina´ über die Varicom vermarktet wird.

Sie zeichnet sich durch einen herausragenden Geschmack mit Litschi-Aroma aus, einer exzellenten Fruchtfleischfestigkeit und einem sehr hohen Deckfarbenanteil. Sie reift ca. 10 Tage nach `Gala´, ist aber aufgrund von Problemen mit Schalenbräune nur bis Januar lagerbar. Besonders in Frankreich stößt diese Sorte auf großes Interesse, wo bereits 20 ha gepflanzt wurden.

Die rotwangige Birnenneuheit `CH201´ wurde in der Schweiz bereits lanciert, in Europa wird dies nächstes Jahr stattfinden. Auch diese Sorte ist robust gegen Feuerbrand. Weitere Eigenschaften sind frühzeitige Ertragsfähigkeit, hohe Produktivität, homogene Fruchtgrößen und lange Lagerfähigkeit. Selbst nach Lagerung im Kühllager mit anschließender Nachlagerung bleibt die Festigkeit der Birne gut aufrechterhalten. Allerdings braucht diese Birne eine Nachlagerphase von 7 bis 10 Tagen bis zur Genussreife, was dem Konsumenten gut vermittelt werden muss. Auch die Empfindlichkeit für Kavernenbildung während der Lagerung muss beachtet werden, wodurch niedrige CO2-Gehalte vorzuziehen sind.

Weitere Lagerversuche, die mit neuen Sorten durchgeführt wurden, stellte Nadine Klein vom KOB vor. `Scifresh – Jazz®´, `Scilate – Envy®´, `MC38 – Crimson Snow®´, `Minneiska – SweeTango®´ sind vielversprechende neue Sorten, deren Lagerfähigkeit in der vergangenen Lagersaison am KOB getestet wurde. Die Lagerergebnisse für `PremA96 - RockitTM´ wurden von der Versuchsanstalt Jork im alten Land zur Verfügung gestellt.

`Scifresh – Jazz®´ zeigte sich über 9 Monate hinweg auch im Kühllager gut lagerbar, mit guter Stabilität der Festigkeit auch während der Nachlagerung. Sowohl die etwas späte Ernte als auch die um 2 Wochen verzögerte CA-Einstellung hat die Sorte gut vertragen. Bei `Scilate – Envy®´ hat eine zu späte Ernte hingegen zu hohen Ausfällen durch Alterungserscheinungen wie Kernhausbräune und Fleischbräune geführt. Daher kann bei dieser spät reifenden Sorte nicht zu lange auf eine bessere Ausfärbung gewartet werden.

Ein langes Erntefenster ist jedoch bei `Minneiska – SweeTango®´ gegeben. Die Fruchtqualität während der Lagerung dieser frühreifen Sorte hat sich bezüglich eines etwas späteren Erntezeitpunktes im Vergleich zum optimalen Termin nicht unterschieden. `Minneiska – SweeTango®´ ist sehr gut lagerfähig, wobei im Kühllager auf weiche Schalenbräune geachtet werden muss.

`MC38 – Crimson Snow®´ wird noch später reif als `Scilate – Envy®´, ist aber nur über einen Zeitraum von 4 Monaten problemlos unter CA-Bedingungen lagerbar.

Ebenfalls gut unter CA-Bedingungen, auch bei sehr hohen CO2-Werten, lagerbar ist die kleinfruchtige Sorte `PremA96 - RockitTM´. Aufgrund der geringen Fruchtgröße sind allerdings Anpassungen bei Schnitt-, Ausdünnungs- Ernte- und Lagermaßnahmen nötig. Im Lager muss besonders auf eine hohe Luftfeuchtigkeit geachtet werden, da es sonst zu schrumpeligen Früchten kommen kann.

Lagertechnik

Ein weiteres aktuelles Thema ist die Energieeinsparung während der Lagerung, welches von Marc Sellwig vorgestellt wurde. Die politische Entscheidung den FCKW-Ausstoß reduzieren zu wollen, hat auch auf die Lagerung weitreichende Folgen. So werden bisher benutzte Kältemittel teilweise verboten, was eine Umrüstung erfordert und indirekte Kälteanlagen (2-Kreislaufsystem) und die Nutzung, weniger effizienter, natürlicher Kältemittel (z.B. Propan, Ammoniak) nötig macht. Das auch ein hohes Energiesparpotential bei der Änderung der Luftführung im Raum und Anpassung der Lüfterleistung vorhanden ist, wurde in einem Kooperationsprojekt mit verschiedenen Partnern aus der Praxis und Versuchsbetrieben (Cool-Projekt), festgestellt. Ein Ergebnis war, dass die Lüfterleistung ohne negativen Einfluss auf die Fruchtqualität um 50% nach der Abkühlphase reduziert werden kann, womit der Energieverbrauch um 40% reduziert wird. Des Weiteren sind EC motorisierte Lüfter effektiver als AC motorisierte Lüfter.

Bezüglich der Stapelpläne und der Reihenabstände konnte gezeigt werden, dass mit Stapelabständen eine 15% schnellere Abkühlung erreicht werden kann, im Vergleich zu einem baugleichen Raum ohne Stapelabstände.

Insgesamt war die Lagersaison 2017/2018 gespickt mit Spätfolgen des Frostes im Frühjahr. Besonders Stippigkeit und andere Probleme in der Mineralstoffversorgung haben teilweise zu hohen Ausfällen geführt. Zur Vermeidung dieser und weiterer Probleme werden auch in der kommenden Saison wieder Lagerversuche am KOB durchgeführt, ebenso wie weitere Versuche zur Optimierung der Lagertechnik.

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