Destillate auf Spitzenniveau
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DI Wendelin Juen, Abteilungsleider für Obst- und Gartenbau sowie Direktvermarktung an der Landwirtschaftskammer Tirol räumte bei der Begrüßung ein, dass nicht einmal der Große Saal des neuen Hauses die Menge der Besucher fassen konnte, so dass ein Teil der Interessierten abgewiesen werden mussten. Er sprach von einer Jahrhunderternte im von Wärme bis Hitze geprägten Jahr 2018. Bei Kern-, Stein- und Beerenobst gab es in Tal- sowie Höhenlagen vollen Ertrag. Auch qualitativ sei die Ernte ganz besonders gewesen. Der Bilderbuchsommer und der goldene Herbst führten zu vollreifen Früchten mit hohem Zuckergehalt, somit idealen Voraussetzungen für herausragende Brände und Liköre. Durch die Fülle des Obstes wurden sogar die Maischefässer knapp. Der Vorteil war laut Juen, dass die Maische so bald wie möglich, in der abklingenden Gärung, abgebrannt werden musste und weniger Maische- sowie Gärfehler entstanden. „Das zeigte sich auch an den Prämierungsergebnissen und freut die Konsumenten, die Spitzenprodukte von hoher Qualität bekommen.“ Die Brenner konnten sich über gut gefüllte Lager freuen.
Die Bilanz des Jahres 2018 lässt sich kurz zusammenfassen: 99 Betriebe (84 %) von 118 teilnehmenden wurden ausgezeichnet. Von den 568 Bränden erreichten rund 66 % eine Medaille. „Die Latte liegt also sehr hoch, aber alle ausgezeichneten Brände sind sozusagen in der Champions League unterwegs“, brachte es der Obstverarbeitungsreferent der Landwirtschaftskammer, Ing. Ulrich Zeni, auf den Punkt. Die geballte Kraft von Brennerinnen und Brennern sowie Likörerzeugern mache Mut für die nächsten Jahre und bedeute eine Weiterentwicklung.
Laut Zeni hat es in der Saison 2018 nicht an Früchten höchster Qualität gefehlt, die für die Veredlung in der Brennerei bestens geeignet sind. Mit dem passenden Zusammenspiel von Technik, Können und Fingerspitzengefühl konnten viele Brenner Spitzenplätze erreichen. Zeni stellt aber auch fest, dass die Kunst der Brenner nicht nur im Handwerklichen besteht, sondern auch im Erkennen und Setzen von Trends. Alte Sorten finden wieder vermehrt Eingang in der Brennerei. Beispielsweise finden sich unter den prämierten Produkten auch Erzeugnisse aus Quitten, Jostabeeren und Ringlotten (Reineclauden).
NIR zur Bestimmung von Alkohol- und Zuckergehalt
Aufhorchen ließ eine im Destillatbereich neue Messmethode. Wie Juen erklärte, wurde die Landesprämierung vonseiten der Landwirtschaftskammer in den 24 Jahren ihres Bestehens immer wieder weiterentwickelt. So besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck. Dort arbeitet Prof. Christian Huck, stellvertretender Leiter des Instituts für Analytische Chemie und Radiochemie, mit der Methode der Nah-Infrarot-Spektroskopie, mit der Analysen von Inhaltsstoffen bei Obst, Gemüse, Getreide, Milch oder Käse durchgeführt werden, neu jetzt auch bei Destillaten. Nur wenige Milliliter Destillat in einer Glas-Eprouvette genügen, um mittels eines Nah-Infrarotgeräts das reflektierte Licht auszuwerten. Mit diesen Ergebnissen können Alkohol- und Zuckergehalt, bei Bedarf auch weitere noch zu definierende Parameter kostengünstig, schnell und einfach gemessen werden. Die Brenner bekommen auf diese Weise zusätzliche Informationen über ihre eingereichten Proben. Bei Wein ist es sogar möglich, die Rebsorten einer Cuvée sowie ihren Anteil zu bestimmen. „Das hat in der Brennerei- und Winzerszene für etwas Unruhe gesorgt, weil mit dieser Labormethode, die nicht viel kostet, genau bestimmt werden kann, was da wirklich drin ist“, merkte Juen an. Die Methode soll jedenfalls künftig verstärkt für Destillate verwendet werden, weniger für die Kontrolle, sondern zur Qualitätssteigerung und -weiterentwicklung.
Grußworte der Ehrengäste
Was wäre Tiroler Schnapsprämierung ohne Ehrengäste?! Ideelle oder finanzielle Unterstützung von verschiedenen Seiten wie Politik und Wirtschaft tragen seit Jahren dazu bei, der Landesprämierung und dem Brennereiwesen im Land mehr Gewicht zu verleihen.
Schnapsbrennen hat in Tirol eine große Tradition, die Schnapskultur wird auch bei offiziellen Anlässen gelebt. Ing. Josef Hechenberger, Präsident der Landes-Landwirtschaftskammer Tirol ist fasziniert: „Die Landwirtschaft kann zwar viele Bereiche abdecken, aber für mich ist der Schnaps ein Bereich, der es in den letzten Jahren geschafft hat, Transparenz für den Konsumenten zu schaffen, zum Beispiel mit offenen Brennereien, und Bodenständigkeit zu beweisen. Mit diesem Produkt ist es gelungen, die Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Tourismus zu entwickeln. Das ist ein Vorbild für weitere Produkte und Produktionsschienen.“
Josef Geisler, Landeshauptmann-Stellvertreter und Obmann der Agrarmarketing Tirol,
wies vor allem auf den wirtschaftlichen Hintergrund des Hochprozentigen in der Landwirtschaft: „Mit rund 4000 Brennern und einer erzielten jährlichen Wertschöpfung von fast 20 Mio. Euro stellt die Herstellung von Edelbränden eine wichtige Einkommensschiene für die Tiroler Landwirtschaft dar.“ Daher gebe es inzwischen eine große Breite von Produzenten, die Spitzenprodukte erzeugen. „Erfolgreich war und ist das Projekt Tiroler Schnapsroute, das die Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Tourismus stärkt.“
Landesintendant Mag. Johannes Reitmeier hieß in seiner Festrede die Gäste im neuen Haus der Musik herzlich willkommen. Das neu geschaffene Zentrum mitten im Herzen der Tiroler Landeshauptstadt sei als offenes Haus für alle gedacht ist, ein Treffpunkt für Menschen aus Stadt und Land. Nicht nur die Veranstaltung, sondern auch alles Begleitende sollen hochwertig sein. „Kunst und Kulinarik dürfen sich nicht ausschließen, sie müssen sich ergänzen“, schussfolgerte er, „hochkarätiger Kunstgenuss und die Kunst, Hochprozentiges zu genießen, schließen sich keineswegs aus!“
Sortensieger
In acht Kategorien wurden Sortensiege vergeben. Gleich drei davon konnte der Zillertaler Markus Spitaler aus Hippach auf sein Konto verbuchen. Mit einem Spänlingbrand führt er in der Kategorie Zwetschge, Spänling, Pflaume; auch die Kategorie Beerenobst dominiert er mit seinem Traubenbrand, und schließlich wartete er mit dem besten Vogelbeerbrand auf. Lisa-Maria Holzmann aus Gnadenwald setzte sich mit einem reinsortigen Apfelbrand Gravensteiner an die Spitze der Kategorie Apfel. Leonhard Trixl, Fieberbrunn, eroberte die Birnen-Kategorie mit einem Williams-Birnenbrand. Damit konnten die Tiroler Edelbrandsommeliers vier Sortensiege für sich verbuchen. Anton Rogl, Fulpmes, gewann in der Kategorie Obstbrand mit einem Steinobstbrand aus Kirsche, Marille und Ringlotte. Mit einem Apfel-/Meisterwurzbrand dominierte Johann Happacher, Angerberg, in der Kategorie Enzian, Meisterwurz, Wacholder. Unter „Sonstige“ setzte sich Florian Kranebitter aus Inzing mit einem Weichselbrand an die Spitze.
Landessieger
Unter großem Jubel betraten die Landessieger die Bühne, keine neuen Gesichter, sondern seit Langem erfolgreiche Brenner in der Tiroler Schnapsbrennerszene. Nach einer persönlichen Pause gelang Florian Kranebitter erneut ein Landessieg. Groß war die Freude bei Arno Pauli (Brennerei Ebner) aus Absam und Brennerkollege Markus Spitaler über den wiederholten Landessieg, über den sich auch ihre Kollegen vom Verein der Edelbrandsommeliers freuten. Beatrix Nöbl aus Grins holte sich wieder einmal den Landessieg bei den Likören. Auch wenn höchste Professionalität im Spiel ist, sind sich die Sieger bewusst, dass das gute Zusammenspiel aller Faktoren und das besagte Quäntchen Glück ihnen auf das Siegertreppchen geholfen haben.
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