Bewirtschafter sind die Leidtragenden
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Gezielte Förderung bzw. vergleichbar hohe Preise haben dazu geführt, dass die Anliefermenge von Biomostobst in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen ist. Für die Verarbeiter war das ebenfalls ein profitables Geschäft, weil ein guter Absatz dafür sorgte. Auch um Mitbewerber in Schach zu halten, hatten einzelne größere Fruchtsafthersteller zunächst zwischen 17 und 25 EUR/dt bezahlt. Dass man diese Preise nicht halten konnte oder wollte, hat sich bereits im letzten Jahr abgezeichnet, als man trotz bestehender Verträge und ohne vorherige Kommunikation den garantierten Preis um circa 3 EUR senkte. Darauf folgte berechtigte Kritik über diese Vorgehensweise und nun steigt man zunächst ganz aus und kündigt die Verträge. Statt 20 bzw. 17 EUR stehen jetzt 14 EUR im Raum, für die es aber keine Garantien geben wird. Außerdem sollen auch die Bio-Zertifizierungskosten an die Erzeuger weitergegeben werden. Klar ist, dass der Bio-Absatz global stark zugenommen hat, auch der Bio-Tafelanbau ist an dieser Entwicklung beteiligt.
Wenn der im Grunde ja begrüßenswerte Trend weiter anhält, ist „Bio“ bald das neue „Konventionell“, und das wird sich auf die „normalen“ Mostobstpreise zusätzlich negativ auswirken. Große Fruchtsafthersteller begannen bereits vor Jahren „Mostobstplantagen“ selbst anzulegen. Nun kommen diese Anlagen langsam in den Vollertrag und man kann es sich eher leisten, langjährige Anlieferer zu verprellen. Diese Plantagen haben allerdings rein gar nichts mit unseren landschaftsprägenden Streuobstwiesen zu tun. Daher werden wir künftig den Fokus noch stärker auf das Alleinstellungsmerkmal „Herkunft aus heimischen Obstwiesen“ lenken müssen, das allemal wertvoller ist als „Bio aus Fernost“. Auch das Verhalten der Verbraucher spielt eine wichtige Rolle: Greifen diese vermehrt zu hochwertigen Säften und Produkten von regionalen Direktvermarktern – mit der klaren Herkunft Streuobstwiesen –, wirkt sich dies sehr positiv auf die Gesamtsituation aus.
Für manchen Stücklesbesitzer liegt es nahe, lieber für den Eigenbedarf zu produzieren, als sich mit unbefriedigenden Preisen abzufinden. So gibt es viele regionale Fruchtsaftkeltereien, die Bag-in-Box-Abfüllungen anbieten. Eine Liste der Verarbeiter werden wir in einer der nächsten Ausgaben veröffentlichen.
Auch über die Gründung regionaler Erzeugergenossenschaften ist jetzt nachzudenken. Der LOGL hatte mehrmals vorgeschlagen, einen Mostobst-Fond einzurichten, in den alle Beteiligten einzahlen – auch die Fruchtsaftindustrie und das Land, um so die Alternanz und marktbedingte Schwankungen abzufedern. Diesen Punkt werden wir bei einem der nächsten Gespräche mit dem Ministerium wieder mit aufnehmen.
Natürlich muss sich das Geschäft mit Streuobst rechnen. Aber der Erhalt dieser einzigartigen Biodiversitätszentren, die insbesondere für Baden-Württemberg prägend sind, muss uns doch allen gemeinsam auch eine Kleinigkeit wert sein!
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