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Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee

Obstbautag am KOB

Ein neues Format – ein gelungener Start. Am 13. und 14. Juli hat das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) eine neue Veranstaltung unter dem Namen KOBstbautag durchgeführt.
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KOB
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Die Fachbereiche Ertragsphysiologie und Produktionstechnik, Pflanzenschutz und Pflanzengesundheit sowie Ernte, Lagerung und Fruchtqualität machten den Auftakt. Gemeinsam wurden Projekte, Versuchsarbeiten und aktuelle Themen in geführten Rundgängen vorgestellt. Am Mittwoch wurde der Standort Bavendorf und am Donnerstag der neue Versuchsstandort Taldorf präsentiert. Abgerundet wurden die beiden Halbtage durch einen interessanten Vortrag von Prof. Dr. Petschenka und Dr. Aline Koch (beide Universität Hohenheim) zur RNA- basierten Pflanzenschutzmittelforschung.

Interessiertes Fachpublikum

Teilweise weit gereist nahmen zahlreiche Vertreter der Industrie, Kolleginnen und Kollegen der Fachinstitute und Verwaltung sowie interessierte Obsterzeugerinnen und Obsterzeuger an der Veranstaltung teil. Am Mittwoch um 13.00 Uhr begrüßte Herr Dr. Büchele, Geschäftsführer des KOB, die Anwesenden und freute sich, mit dem KOBstbautag ein neues Format anbieten zu können, unter dessen Namen rotierend Fachthemen des KOB vorgestellt werden sollen. «Mit der heutigen Veranstaltung wollen die Fachbereiche Ertragsphysiologie und der Pflanzenschutz sowie Ernte, Lagerung und Fruchtqualität den Anfang machen, weitere Themen des KOB werden zukünftig folgen», so Büchele. Frau Konni Biegert, und Herr Dr. Christian Scheer sowie Herr Felix Büchele in Vertretung für den erkrankten Herrn Dr. Daniel Neuwald moderierten die Veranstaltung. In Kleingruppen wurde jeweils in einer Stunde die Gelegenheit gegeben an verschiedenen Stationen im Feld intensiv zu diskutieren.
Der erste Tag wurde abgerundet mit Grillgut, Salaten und Getränken bei anregenden Diskussionen und im Anschluss lauschten weit über 70 Teilnehmer dem Vortrag von Prof. Dr. Petschenka und Dr. Aline Koch. Ein Ziel der Arbeit ist die ökonomisch und ökologisch verträgliche Kontrolle von Schadinsekten. In diesem Rahmen werden von Frau Dr. Koch innovative Forschungen zur RNA basierten Pflanzenschutzmittelforschung betrieben. Gebannt hörten die Anwesenden dem Vortrag zu, da mit dieser Methodik massgeschneidert ohne Auswirkungen auf die Umwelt und andere Organismen die Kontrolle von wirtschaftlich bedeutsamen Schaderregern im Obstbau möglich wäre. Gezielt werden im Schaderreger einzelne Proteine durch die applizierte RNA ausgeschaltet, wichtige Stoffwechselvorgänge werden so unterbunden und nur der angesprochene Schaderreger stirbt ab – noch Zukunftsmusik, aber auch Firmen, so war zu erfahren, arbeiten an solchen Lösungen. Zulassungsmodalitäten müssen noch geklärt werden, so dass der Übergang in die Praxis hoffentlich bald erfolgen könnte. Eine umfangreiche Diskussion zum Thema zeigte die hohe Neugier der Teilnehmer und Teilnehmerinnen.
Das KOB hat mit dieser neuen Veranstaltung genau richtig gelegen, nur lobende Worte waren von den Teilnehmern zu hören. Spannend, informativ und richtig dosiert wurde in kurzer Zeit das KOB mit seinen zahlreichen Arbeiten zum Obstbau präsentiert. Das Lob geht selbstverständlich an die zahlreich beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die allesamt zum Erfolg beigetragen haben.
Ertragsphysiologische Themen (hier sind Posterbeiträge)

Am Standort Bavendorf zeigte Anna-Lena Haug ihre Arbeiten im Projekt „Präventives Wassermanagement“, in dem unterschiedliche organische Abdeckungen im Baumstreifenbereich und Zugaben im Pflanzloch die Wasserverfügbarkeit für die Kultur Apfel verbessern sollen. Die Versuchsergebnisse konnten zuerst am Poster diskutiert werden und im Anschluss im Versuchsfeld die Varianten Mulchabdeckungen bei Elstar und Bodenadditive bei Gala begutachtet werden. Frau Haug zeigte verschiedene Messtechniken von Umweltdaten (z.B. Art der Bodenfeuchte Messung), Unkrautbonituren basierend auf Kameraauswertung und vegetativem Wachstum. Der Bedeckungsgrad des Bodens mit organischen Mulchmaterialen bzw. Untersaaten wurde zwei-wöchentlich ab dem Ausbringtermin im Frühjahr gemessen. Hierbei wies die Variante Holzhackschnitzel (mit zusätzlicher Ausgleichsdüngung), gefolgt von Kleegrassilage und dem Verfahren Sprühmulch die besten Ergebnisse auf. Der Sprühmulch (Gemisch aus nachwachsenden Rohstoffen) wurde vom TFZ Straubing entwickelt und mit einem Prototyp in den Versuchsfeldern ausgebracht. Bei den Bodenadditiven können noch keine abschließenden Ergebnisse gezeigt werden. Über indirekte Messverfahren wie dem Trieblängenwachstum und Fruchtqualitätsanalysen können indirekt Rückschlüsse über die verbesserte Wasserversorgung durch Bodenadditive geschlussfolgert werden. Hierbei war die Pflanzkohle, gemischt mit Kompost und ein organischer Bodenhilfsstoff im Pflanzloch, die Variante mit der deutlichsten Wirkung auf den Trieblängenzuwachs im ersten Versuchsjahr.

Mit einer Neupflanzung von Gala, Wurtwinning und Magic Star im Frühjahr 2022 wird die Ertragsphysiologie zukünftig ein neues System aus Erziehung – Sorte –Unterlage untersuchen. Ziel sind hoch- mechanisierbare Obstquartiere für verbesserte Sensoranwendungen und zukünftige Automatisierung. Die zwei-dimensionale Erziehung von Mehrachsbäumen soll eine vereinfachte maschinelle Ausdünnung und Schnitt, sowie verbesserte Ernteleistung ergeben. Die unterschiedlich stark wachsenden Geneva Unterlagen mit Resistenzeigenschaften könnten den veränderten Klima- und Anbaubedingungen Rechnung tragen und werden auf ihre Eignung in Bavendorf in größerem Maßstab untersucht.
In einer Kirschenanlage (gepflanzt 2018) mit Kordia und Gracestar, wurden Wachstumsregulatoren auf ihre fruchtansatzfördernde Wirkung nach Frost im Jahr 2021 und 2022 untersucht. Je nach BBCH Stadium der Kultur und Sorte konnte in den beiden Jahren unterschiedliche Ertragsergebnisse erarbeitet werden. Kudos kann hierbei eine fruchtansatzfördernde Wirkung entfalten.

Frau Biegert stellte gemeinsam mit Roy McCormick in Taldorf das Digitalisierungs-Projekt Apfel4.NULL sowie einen Versuch mit Blüten- und Frucht-Ausdünnkombinationen in ‚Elstar‘ vor, sowie erste Ergebnisse zu einer Prognose des Fruchtfalls vor. Im Projekt Apfel4.NULL wird mit LiDAR-Sensoren (Light detection and ranging) das Baumvolumen (Wuchs) bestimmt und relevante Daten für die Pflanzenschutzmittelapplikation vernetzt. Das Projekt hat zum Ziel einzelne Schritte und Information entlang der Wertschöpfungskette der Apfelproduktion zu vernetzen und die Daten in Prognosemodellen weiter zu nutzen. Anwendungsbeispiele zeigten zwei Firmen aus dem Projektverbund. Zum einen die Firma farmunited (ehemals inovel), die einem Prototypen eines Pflanzensprühgerätes dabei hatte mit denen 12 unabhängige Luftteilbreiten eines elektrischen Gebläses gesteuert werden können. Über den Sprühcomputer der Firma (Ceres) werden zudem der Pflanzenschutzwarndienst der Bodenseeregion, das ISIP Schorfprognosemodell, eine Geländekarte zur Bestimmung des Abflusses von Oberflächenwasser und des Abstandes zu Oberflächengewässern inklusive Böschungskanten und Abstand zu Nicht-Zielflächen ausgegeben. Zum anderen präsentierte die Firma FruitTech ein Wurzelschneidegerät, mit welchem der Schnitt-Winkel als auch die Schnitttiefe anpasst werden können, abhängig vom erfassten Baumvolumen.

Roy McCormick stelle erste, einjährige Ergebnisse vor, um eine frühzeitige und nicht-destruktive Vorhersage des Fruchtfalls nach einer chemischen Ausdünnung und des natürlichen Fruchtfalls mit einem optischen Gerät zu bestimmen. Hierbei zeigte sich, dass die Brevis Ausdünnung bei 11mm bereits drei bis fünf Tage nach der Anwendung erkannt werden konnte. Die optische, nicht-destruktive Bestimmung des Fruchtfalls könnte somit eine Möglichkeit sein, um nach der 1. Ausdünnung bei 8-12mm Fruchtgröße Handlungsempfehlungen für eine spätere 2. Ausdünnung zu geben. Hierzu werden weitere Untersuchungen zukünftig folgen.
Pflanzenschutz

Herr Dr. Scheer, in Vertretung für Frau Carina Lau, und Herr Patrick Maier vom KOB stellten das Projekt Optispray vor. «Die Applikationstechnik ist eine Möglichkeit, die Reduktion der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in das Feld zu bringen», ist Herr Dr. Scheer überzeugt. Die aktuell verwendeten Geräte der Obsterzeuger und -erzeugerinnen bieten bei optimierter Einstellung bereits jetzt Möglichkeiten, die ausgebrachten Mengen im Feld zu reduzieren. Im Projekt werden daher Geräte der Fa. Wanner (SZA 32 mit und ohne Gebläseaufsatz) geprüft, ob und in welchem Maß mit optimierter Einstellung die absolute Menge an Pflanzenschutz pro ha reduziert werden kann. Als Zielgröße sind 30 % Reduktion formuliert. Gleichzeitig werden Wirksamkeit und Belagsbildung über mehrere Jahre in derselben Obstanlage geprüft, ob diese Zielgröße realistisch ist und keine Abstriche in der Qualität und Quantität zu befürchten sind. Das Projekt wird vom LTZ Augustenberg in enger Partnerschaft mit verschiedenen Einrichtungen des Obst- und Weinbaus koordiniert.
Teilweise kam in den Kleingruppen hitzige Diskussionen auf, insbesondere auch zu einem neuartigen Gerät der Firma farmunited, welches erstmalig einem breiten Publikum vorgestellt worden ist. Herr Lorenz von der Firma farmunited, ehemals inovel, stellte das Gerät vor. Wesentliche Bauteile werden in einem 3-D-Drucker produziert; zur Genauigkeit der Ausbringung tragen elektrisch betriebene Einzellüfter bei, so dass 8 Teilbreiten und die 8 Lüfter einzeln geschaltet werden können. Damit kann zukünftig ein sehr präzises applizieren ermöglicht werden; neue Sensoren ermöglichen zudem ein «digitales Abbild» der Bestände, die sogar den Zuwachs und damit ein dreidimensional zugeschnittenes Applizieren ermöglichen könnten. Zukunftsmusik, die gemeinsam mit dem KOB geschrieben wird. Der Prozess soll ausgehend von diesem Prototyp mit der Praxis besprochen werden, so dass deren Ideen und Ratschläge in die Umsetzung einbezogen werden können.

Weitere Themen des Pflanzenschutzes waren insbesondere am Standort Taldorf die mechanische Bodenbearbeitung sowie praktische Beispiele zur Reduktion der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Unstrittig unter Fachleuten ist, dass die chemische Regulierung von Unkräutern im Baumstreifen derzeit die effektivste und kostengünstigste Maßnahme darstellt. Mit maximal drei Behandlungen im Jahresverlauf kann für ca. 100 €/ ha eine gute Regulierung des notwendigen Unkrautwuchses erfolgen. Aktuelle Verfahren mit praxisüblichen Bodenbearbeitungsgeräten der ökologischen Produktion veranschlagen ca. 1.100 €/ha. Kosten, die derzeit in der Integrierten Produktion kaum erwirtschaftet werden können. Damit einhergehend sind ca. fünf bis sieben Maßnahmen erforderlich, die sich auch negativ auf die CO2-Bilanz auswirken; zudem ist ungeklärt, inwiefern die häufige Bodenbearbeitung wichtige Nützlinge, wie den bodenbrütenden Ohrwurm, schädigt.
Am KOB wurden neue Bodenbearbeitungsgeräte in diesem Jahr in das Versuchsprogram aufgenommen. Geräte der Firmen Lotti und Sicma, Hersteller aus Italien, wurden auf Herz und Nieren geprüft und am KOBstbautag erstmals im Beisein der Firmenvertreter von Patrick Maier, Björn Schmidt und Marc-Simon Hans vorgestellt. Vorteil dieser sind die niedrigeren Anschaffungskosten im Vergleich zu anderen Geräten z. B. der Firma Ladurner. Außerdem bieten sie in mit einem einzigen Geräteträger wendende, krümelnde und glättende Bodenbearbeitungsmöglichkeiten an. Viele Praktiker zeigten sich bei der Vorstellung sehr interessiert. Am KOB wurde auch geprüft, inwiefern die Geräte einen Einfluss auf den Ohrwurm haben. In umfangreichen Erhebungen durch Frau Schiebelbein des Pflanzenschutzteams wurden in Abhängigkeit der Bodenbearbeitung im Vergleich zu unbehandelt und dem chemischen Standard, im ersten Versuchsjahr bisher kein Unterschied herausgefunden. Insgesamt war der Besatz mit Ohrwürmern erfreulich hoch. Weitere Arbeiten zum Ohrwurm stellten Herr Robert Bischof und Herr Paul Miedtke vor. Gemeinsam mit der Universität Hohenheim werden in einem EIP-Projekt Arbeiten zur Reduktion der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln durchgeführt. Insbesondere stellten sie die Fraßleistung und deren mögliche negativen Auswirkungen auf die Frucht (Frassschäden) in Abhängigkeit der Ohrwurmdichte vor. Arbeiten, die breit mit der Praxis diskutiert wurden. Herr Michael Haltmaier, Mitarbeiter des LTZ zur Betreuung der Modell- und Demobetriebe in der Region, stellte das Sortenkonzept in Taldorf vor, dass er gemeinsam mit dem KOB betreut. Mehrere Schorfwiderstandsfähige Sorten in größerer Stückzahl (jeweils ca. 600 Bäume) wurden vor einigen Jahren gepflanzt, um deren Potential in einer gesamten Pflanzenschutzkonzeption ausloten zu können. Zwar ist mit diesen eine Reduktion der Fungizide gegen Schorf möglich, aber derzeit kann nicht bestimmt werden, wie sich die Reduktion auf andere Pathogene auswirken wird und welche Fungizide hierzu in welcher Taktung appliziert werden müssen. Vorsichtige Schätzungen lassen hoffen, dass zumindest 30 % im Vergleich zur bisherigen Fungizidmenge reduzierbar wären. Entsprechende Versuche hierzu laufen bereits.

Themen zur Ernte, Lagerung und Fruchtqualität

Auch im Bereich nach der Ernte haben sich in den letzten Jahren eine Vielzahl interessanter Entwicklungen ergeben. In Vertretung für Fachbereichsleiter Dr. Daniel Neuwald, begann Doktorand Hr. Felix Büchele seine Vortragsreihe mit innovativen Ansätzen in der Steuerung und Kontrolle der Bedingungen in Obstlagern. Das Prinzip der dynamisch kontrollierten Atmosphäre (DCA) wurde Beginn der 2000er vorgestellt, und stellt eine Weiterentwicklung der herkömmlichen ‘Ultra Low Oxygen’ (ULO)-Lagerung dar. Diese modernen Systeme ermöglichen nun in einen Dialog mit den Früchten im Lager zu treten, die anhand unterschiedlicher Reaktionen mitteilen, welche Sauerstoffatmosphäre für einen optimalen Erhalt der Fruchtqualität eingestellt werden sollte. Insbesondere die neueste Entwicklungsstufe der DCA-Systeme, ausschließlich basierend auf Messung der Kohlenstoffdioxid Produktion der Früchte (DCA-CD), verspricht ein enormes Potential. Nicht nur werden entscheidende Qualitätsparameter wie Festigkeit, Farbe oder Säure- und Zuckergehalt besser erhalten im Vergleich zur statischen ULO-Lagerung, die Bildung von geschmacksbeeinflussende Aromastoffen kann zudem gezielt induziert werden. Eine unzureichende Aromaausbildung war bislang noch einer der größten Nachteile moderner Lagerverfahren. In den ersten durchgeführten Verkostungen konnten bereits gezeigt werden, dass Konsumenten DCA gelagerte Früchte geschmacklich bevorzugen. Zusätzlich erlaubt dieses neue System erstmals auch die Temperatur im Lager dynamisch zu steuern. Höhere Temperaturen sind dabei nicht nur der Fruchtgesundheit zuträglich, um die Bildung von Lagerkrankheiten zu vermeiden, durch den somit niedrigeren Kühlbedarf kann auch einiges an Energie eingespart werden. Mit Blick auf steigende Energiepreise und dem Ziel die Ressourcenbelastung zu verringern, kann dieses zweifaktorielle System als der nächste bedeutende Schritt in eine wirtschaftlichere und nachhaltigere Obstlagerung gesehen werden.

Im zweiten Themenkomplex wurden die neuesten Versuchsergebnisse des Fachbereichs zu unterschiedlichen Strategien in der Bekämpfung von Lagerfäulnis präsentiert. Ein Thema, das mit der aktuell zu beobachten Tendenz der gesetzlich festgelegten Reduktion von Fungiziden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Seit wenigen Jahren sind nun auch in Deutschland synthetische Nacherntefungizdbehandlungen in der integrierten Produktion zugelassen. Erzeuger verfügen somit über ein weiteres Werkzeug in der Planung ihrer Pflanzenschutzstrategie. Heißvernebelungen mit dem Wirkstoff Pyrimethanil, direkt auf das bereits geerntete Gut im Lager ausgebracht, bieten das Potential mehrere herkömmliche Fungizidanwendungen im Feld vor der Ernte gleichwertig zu ersetzen, ohne dabei die Umwelt zu belasten oder gesetzlich definierte Rückstandsmengen zu überschreiten. In der ökologischen Produktion hingegen ist der Nacherntebereich schon länger essenzieller Bestandteil der Pflanzenschutzstrategie. Verschiedene Untersuchungen in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich ökologischer Obstbau des KOBs zur möglichen Kombination von Heißwasserbehandlungen mit Backpulver oder Calciumchlorid in der Fäulniskontrolle wurden vorgestellt. Zwar konnte kein synergetischer Effekt festgestellt werden, eine Heißwasserbehandlung bei 53 °C für 2 Minuten zeigte allein aber bereits eine sehr hohe Wirksamkeit. Mit einem Blick in die Zukunft und einer Bewertung potentiell neuer Systeme wurde die Vortragsreihe beendet. In der Forschung weltweit sowie auch am KOB werden verschiedenste ökologische Ansätze zur Fäulniskontrolle untersucht. Behandlungen mit Ozon oder der Einsatz von Ionisatoren versprechen eine hohe Wirksamkeit und sind aufgrund ihrer Praktikabilität bereits in mehreren Ländern im Einsatz. Bis die Technologien in Deutschland etabliert sind, sollte es nur eine Frage der Zeit sein. Noch unter Zukunftsmusik sollten Ansätze wie ätherische Öle gesehen werden. Zwar zeigen verschiedene Studien bereits eine fäulnishemmende Wirkung dieser Öle gewonnen aus Pflanzen wie Thymian, Oregano oder Lavendel, von einer Praxisreife kann aber derzeit noch nicht gesprochen werden. Faktoren wie einer möglichen Beeinflussung des Geschmacks und der sehr viel höheren Kosten stehen hier noch im Weg. Dennoch werden auch hierzu die Untersuchungen am KOB fortgeführt werden.

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