Apfel-Saisonauftakt der Region Neckar-Hohenlohe
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Die Obstbauern blicken optimistisch auf die neue Ernte. Die Qualität stimmt, die Farbe an den Äpfeln kommt. Das machte die vom Landesverband Erwerbsobstbau (LVEO) mit dem Kreisobstbauverein Öhringen organisierte Veranstaltung zum Tag des Apfels auf der Landesgartenschau deutlich. Dennoch wollte LVEO-Präsident Franz Josef Müller nicht verhehlen, dass die Obstbauern auch manche Sorgen drücken. Kopfzerbrechen bereiten in erster Linie die wachsenden Wettbewerbsverzerrungen am Markt. „Wir erwarten einen fairen Umgang, insbesondere vom Lebensmitteleinzelhandel. Wenn er ein Qualitätsmanagement fordert, muss das auch entsprechend bezahlt werden“, untermauerte er. Starke Wettbewerbsverzerrungen macht Müller ferner beim Mindestlohn aus, wo die deutschen Obstbauern künftig wohl mit neun Euro plus x zu kalkulieren hätten, während in Polen als größtem EU-Apfelproduzenten nur 2,20 Euro pro Stunde anfallen. Weiter forderte Müller mehr einzelbetriebliche Förderung, eine steuerfreie Rücklage für den Risikoausgleich und die Beibehaltung von Forschungsgeldern für den Obstbau. An die Verbraucher appellierte er, beim Obstverzehr auf heimische Äpfel zu setzen, zumal Deutschland das schärfste Pflanzenschutzgesetz habe. „Wer sicher gehen will, muss deutsche Äpfel essen“, meinte der LVEO-Präsident.
Eine Empfehlung, der sich Grit Puchan, Ministerialdirektorin im Stuttgarter Landwirtschaftsministerium, gerne anschloss. „Der Apfel in Baden-Württemberg hat einen prima Ruf“, betonte sie. Weiter verwies sie auf den nicht zu verachtenden Produktionswert des Obstbaus im Südwesten, den sie auf 230 Millionen Euro bezifferte. „Ohne Landwirtschaft würden in vielen ländlichen Regionen die Lichter ausgehen“, gab sich die quirlige Amtschefin im Landwirtschaftsministerium überzeugt. Dabei verteidigte sie die Fördergelder für die Landwirtschaft, die einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft leiste. Um im globalen Markt bestehen zu können, müsse ein Landwirt ein guter Unternehmer sein. Deshalb plädierte sie dafür, die Landwirtschaft wie die übrige Wirtschaft zu behandeln. Ein erster Schritt könnte durch die steuerliche Gewinnglättung erfolgen, die laut der letzten Agrarministerkonferenz noch in dieser Legislaturperiode kommen könnte. Für eine steuerfreie Risikorücklage müsse man dagegen noch kämpfen.
„Die Arbeit als Obstbauer ist einer der schönsten Berufe. Bedrückend sind oftmals aber die Rahmenbedingungen, die verbesserungswürdig sind“, unterstrich Fritz Martin Mozer, Vorsitzender des Kreisobstbauvereins Öhringen, in dem rund 240 Erzeuger organisiert sind. Bei der rund 1200 ha umfassenden Obstbaufläche in der Region Necker-Hohenlohe dominiert der Kernobstbau, aber auch Beerenobst wird produziert. Obstbau ist oftmals in kleineren Betrieben in Kombination mit Weinbau zu finden. Auf die spürbare Klimaveränderung mit steigender Blütenfrostgefahr im Frühjahr, Sommertrockenheit und häufigerem Hagel reagierten die Obstbauern durch die Anbringung von Schutznetzen oder den Betrieb von Windrädern. „Dafür sind hohe finanzielle Mittel nötig“, betonte der Vereinsvorsitzende. Als willkommener Silberstreif bezeichnet er in diesem Zusammenhang das wachsende Bewusstsein des Verbrauchers für Regionalität. Dagegen bedauerte er die oftmals unsachliche Kritik an der Arbeit der Landwirte. „Hilfreich wäre eine Diskussion mit statt über die Bauern“, beklagte er mangelnde Sachlichkeit.
Dennoch gab es strahlende Gesichter beim Saison-Auftakt in der Apfelanlage der Landesgartenschau. Das Foto zeigt (v. l.) Fritz Gebert, früherer Obstbau-Vereinsvorsitzender Öhringen, Fritz Martin Mozer, amtierender Vereinsvorsitzender, Bodensee-Apfelprinzessin Michaela Herz, Landwirtschaftsamtschef Dr. Wolfgang Eißen, Ministerialdirektorin Grit Puchan vom MLR, LVEO-Präsident Franz Josef Müller, Apfelprinzessin Ines Klotz, Landtagsabgeordneter Arnulf von Eyb, Öhringens Oberbürgermeister Thilo Michler, Erich Herrmann, Geschäftsführer der Landesgartenschau und LBV-Vizepräsident Klaus Mugele.
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