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Streuobst

Bundesweites Markenzeichen geplant

Der Informationsaustausch unter den süddeutschen Streuobstregionen sowie die Vermarktung von Streuobstprodukten waren Themen beim 12. Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg am 5. Mai in Ludwigsburg.
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Die Gewinner der Produktprämierung zusammen mit Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (5.v.l.), Martina Hörmann vom Organisationsteam (4.v.l.) und Dr. Christian Sußner vom Landratsamt Ludwigsburg (3.v.l.).
Die Gewinner der Produktprämierung zusammen mit Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (5.v.l.), Martina Hörmann vom Organisationsteam (4.v.l.) und Dr. Christian Sußner vom Landratsamt Ludwigsburg (3.v.l.).Singler
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Friedlinde Gurr-Hirsch weiß noch, dass Streuobstwiesen einst zur Selbstversorgung angelegt wurden. Heutzutage stehe die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund, erklärte die Staatssekretärin des Stuttgarter Landwirtschaftsministeriums (MLR) bei der Tagung im großen Sitzungssaal des Landratsamts. Aber nicht nur das. Den Streuobstwiesen werden heute viele Aufgaben zugeschrieben: als Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten, als Genreserve für die Obstzüchtung, als Erholungsort, als Lieferant zahlreicher alter Obstsorten.

Streuobstpreis mit Videoclip

Laut Gurr-Hirsch unterstützt das Land die Pflege von Streuobstwiesen auf mehreren Wegen: mit der Förderung des Baumschnitts, erstmals ab 2018 mit einem Förderprogramm zur ökologischen Biodiversität und mit der Auslobung eines Streuobstpreises. Beim Streuobstpreis 2017 standen die Ideen junger Leute im Mittelpunkt. Vier Preisträger werden am 17. Mai im Obstbaumuseum Glems in Metzingen ausgezeichnet, darunter ein Videoclip, kündigte Gurr-Hirsch an.

Bereits beim Streuobsttag am 5. Mai gratulierte die Staatssekretärin den Gewinnern der Produktprämierung. Dazu waren Apfelsäfte, Schorle und Mischsäfte wie Cidre eingereicht worden. „Insgesamt 42 Streuobstgetränke, 20 weniger als vor einem Jahr, aufgrund der kleineren Ernte“, berichtete Martina Hörmann, die die Tagung mit organisiert hatte. Zu den Geehrten zählten: die Streuobstwiesenretter aus Einhausen/Hessen, die Bioregio Ortenau aus Durbach, die Apfelsaftinitiative Böblingen, die Streuobst Mittelfranken West eG, die Streuobstinitiative Karlsruhe, die Streuobstinitiative Calw-Enzkreis-Freudenstadt und die Stahringer Streuobstmosterei aus Radolfzell.

Baumzählung und Leitfaden

Wie viele Streuobstbäume in Baden-Württemberg noch stehen, soll eine Erhebung zutage fördern, die dieses Jahr von der Universität Hohenheim zusammen mit der Landesanstalt für Umwelt organisiert wird. Die Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. Die letzte Zählung datiert aus dem Jahr 2009 mit damals neun Millionen Stück. Druckfrisch präsentierten Nabu Baden-Württemberg und das MLR in Ludwigsburg einen Leitfaden zur Gründung und Organisation einer Streuobst-Aufpreisinitiative. Davon gibt es in Baden-Württemberg mehr als 50 Vereinigungen. Sie produzieren Mostobst nach bestimmten Regeln, lassen es getrennt erfassen und erzielen damit deutlich höhere Preise als für vertragsfreie Ware. Den jährlichen Wert von Streuobstprodukten nannte Stefan Kilian von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Er bezifferte den Wert der Säfte und Edelbrände aus Streuobst allein in Bayern auf 50 Millionen Euro im Jahr.

Die Vermarktung von Streuobst und seinen Erzeugnissen ist in Deutschland bisher nur lokal oder regional organisiert. Eine bundesweite Markenbildung gab es bisher nicht. Bemühungen um einen einheitlichen Auftritt scheiterten an den Diskussionen über die „richtige“ Baumhöhe, Stichwort Hochstamm, oder am treffenden Begriff für diese Form der Obsterzeugung.

Hochstamm Deutschland

Genau diese Hürden will ein neuer Verein überwinden: der Verein Hochstamm Deutschland. Bei der Gründung am 10. April dieses Jahres in Stuttgart kamen zehn Personen zusammen, darunter Vertreter des Nabu Baden-Württemberg, des BUND und von Streuobstinitiativen. Weitere Mitglieder sind gesucht. Verein und Satzung stehen noch nicht im Vereinsregister. Bis dahin muss auch die vereinseigene Internetseite noch warten. Die künftige Vorsitzende des Vereins, Martina Hörmann, will das Gemeinschaftsmarketing für Streuobstprodukte in Deutschland voranbringen, erklärte sie in Ludwigsburg. Der neue Verein orientiert sich an seinem Schweizer Vorbild, dem Verein Hochstamm Suisse (www.hochstamm-suisse.ch).

Hörmann legt Wert auf den Hinweis, dass der neue Verein die Grundsätze der Aufpreis-Initiativen verfolgt: Dazu gehören faire Preise für die Mostobsterzeuger und die getrennte Erfassung. Weitere Grundsätze sind Naturschutz, rückstandsfreie Lebensmittel und Regionalität. In der Vermarktung geht es darum, bei Verbrauchern die Nachfrage anzuregen und mit der Keltereiwirtschaft zusammen zu arbeiten. Zur Markenbildung soll ein Qualitäts- und Herkunftszeichen entwickelt werden. Hörmann warnte allerdings vor einem Missverständnis: Der Vereinsname Hochstamm Deutschland schreibe den Streuobstbewirtschaftern nicht die Kronenhöhe vor. Sondern es gehe zunächst darum, mit dem vorhandenen Baumbestand zu arbeiten. 

Bis die neue Internetseite online ist, können sich Interessenten für den Verein Hochstamm Deutschland per E-Mail informieren bei Vorstandsmitglied Thomas Wick, E-Mail: steinkauz-projekt-beilstein@web.de.                    

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