Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

August Kottmann erhält Eduard Lucas-Medaille

Erstmals wurde im Bewerbungszeitraum um die Vergabe der Medaille ein Kandidat zweimal vorgeschlagen. Nach einem Besuch des Vergabekomittees in Gosbach war klar, wer im Jahr 2014 die Medaille erhalten soll, nämlich August Kottmann - wer kennt den begeisterten Fan des Streuobstbaus und der alten Obstsorten nicht: Den Obstbrenner mit qualitativ hochstehenden Produkten und den Gastronom mit Hang zur Regionalität - und das schon zu einer Zeit als dieses Begriff für viele noch ein Fremdwort war. August Kottmann ist eine Persönlichkeit mit Visionen, die schon durch ihr Auftreten Leute begeistern kann und die durch das Wirken in vielen Ausschüssen und Gremien positive Meilensteine setzte.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Sebastian Fettig
Artikel teilen:

Der Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten e.V verleiht seit dem Jahr 2002 jährlich eine Auszeichnung an Personen, die sich um den heimischen Streuobstbau und die alten Obstsorten verdient gemacht haben. Wie notwendig es ist, sich dieser wertvollen Kulturlandschaft anzunehmen, zeigen die Kartierungen der letzten Jahre: ein Großteil der Apfel- und Birnenbäume ist nicht mehr gesund. In erster Linie verantwortlich dafür ist die mangelhafte Pflege. Einen Ausweg bietet die Verwertung der Früchte unter dem Motto "Schützen durch nützen".

Die Verleihung der Medaille an den diesjährigen Preisträger August Kottmann, Bad Ditzenbach-Gosbach, erfolgte auf der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd im Zusammenhang mit der Ausstellungseröffnung „Streuobst “ des Bezirksverbandes Obst und Garten Schwäbisch Gmünd. Der 2. Vorsitzende des Vereins, Walter Hartmann, ging zuerst auf die Bedeutung der Medaille, die Ausschreibung und die verschiedenen Bewerbungen ein. Bevor dann Dr. Konrad Rühl vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Laudatio hielt und eine Urkunde übergab und die Medaille vom Vorsitzenden des Vereins Jörg Geiger überreicht wurde.

August Kottmann wurde 1947 In Bad Dietzenbach-Gosbach im sogenannten "Gaisentäle" geboren. Die Eltern hatten einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb und eine Gastwirtschaft. In der Zeit von 1964-67 absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre, um später einmal den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Da zu dem landwirtschaftlichen Betrieb aber auch eine Gastwirtschaft gehörte, sollte auch auf diesem Gebiet eine Ausbildung erfolgen. Der Gasthof und vor allem die Küche, lag ihm zu dieser Zeit noch nicht. Mit 23 Jahren begann er daher eine weitere Lehre und zwar als Kellner auf der zur damaligen Zeit schon sehr renommierten Ulrichshöhe in Nürtingen-Hardt. Bald aber war ihm das Kellnern zu wenig und er trat die Lehre als Koch an. Schon eineinhalb Jahre später war er Bundessieger auf diesem Gebiet als Deutscher Jugendmeister der Köchen. Im Jahr 1976 übernahm August Kottmann mit seiner Frau Monika den eigenen Betrieb und er machte die Arbeit, wie alles, das er anfasst, mit Leidenschaft. Nach der Küchenmeisterprüfung im Jahr 1980 begann er mit seiner Mitarbeit und auch der Organisation in vielen Kochkunstwettbewerben. Schon 1986 war er Deutscher Vizemeister in der Württembergischen Köchemannschaft und nur zwei Jahre später kam er bei Kochkunstweltmeisterschaft unter die ersten 20. Im Jahr 1992 nahm er als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft an der Kochkunstweltmeisterschaft, einer Art Olympiade, teil und bekam in der Nationenwertung die Bronzemedaille. Das Kochen war weiterhin eine seiner Leidenschaften und seit dem Jahr 1994 ist er beratender Trainer bei der schwedischen Köchenationalmannschaft, die dann bei der IKA-Olympiade im Jahr 2000 in Erfurt auch Weltmeister wurde. Als Dozent für Ausbildung und Küchenmeisterprüfungen im Hotel- und Gaststättenverband in Baden-Württemberg bringt er sein vielfältiges Wissen und Können ein. Die Aus- und Fortbildung der Jugend liegt ihm sehr am Herzen, und als stellvertretender Prüfungsvorsitzender freut er sich dann über gute Leistungen.
Warum so ein ausführlicher Bericht über den Koch und Gastronom ? Der Werdegang auf diesem Gebiet zeigt, dass das, was August Kottmann in die Hand nimmt, einen positiven Verlauf hat. Nun der Übergang zum Streuobst - es wurde schon erwähnt, dass er die Bedeutung der Regionalität im Gaststättengewerbe schon sehr bald erkannt. Da das Gaisentäle unter anderem auch durch seinen Streuobstbau bekannt ist, fand das Obst schon sehr früh den Weg in seine gehobene Küche. Sei es als Koch- oder Dörrobst zur Verfeinerung der Speisen oder als Frischobst im Dessert. Mit zur Verfeinerung tragen auch die Obstaromen bei, die August Kottmann in seinen Destillaten einfängt und konserviert.
Die Brennerei ist, nach der Übergabe des Restaurants an seinen Sohn, in der Zwischenzeit sein Lieblingskind. Das Obstbrennen hat in Hause Kottmann durchaus Tradition. Schon seit 1804 wird die Edelobstbrennerei betrieben.
Die Vielzahl der Edelbrände ist in seiner Destithek zu bestaunen, darunter viele mit internationaler Auszeichnung. August Kottmann ist ein leidenschaftlicher Brenner. Er hat das Brennen in Hohenheim gelernt und legt größten Wert auf das Ausgangsmaterial. „Gute Brände gibt es nur mit gutem und vor allem auch reifem Obst“, ist seine Devise. Bei der Ernte ist der Chef an vorderster Stelle zu finden. Es gibt kein Obst, von dem Kottmann noch kein Destillat, d. h. einen Edelbrand gemacht hat. Das herkömmlich Wort „Schnaps“ will er nicht hören, es ist zu trivial und passt auch nicht zu der Qualität seiner Brände. Destillate sind konservierte Aromen, so seine Aussage, Schaps ist vor allem Alkohol. Seine Destillate kann man auch in seinem Restaurant in einem 6- Gänge Destillatmenü geniesen. Zu jedem Gang gibt es ein anderes Destillat, passend zu der jeweiligen Speise. Essen und Destillate stellt er auch in seinem Buch „ Geistvolles von der Alb“ vor. Sein Wissen und seine Erfahrungen gibt er in den vielen Brennkursen weiter, die er hält, so unter anderem auch jetzt im Rahmen des neu gegründeten Vereins „Streuobstparadies“, dessen Mitbegründer er ist und zu dessen Vorstand er auch gehört. August Kottmann ist auch einer der Hauptinitiatoren des bekannten Obstlehrpfads Ditzenbach-Gosbach und eine treibende Kraft für die laufende Vergrößerung des Lehrpfads. Hinter seinem Haus stehen schon wieder verschieden junge Obstbäume in der Anzucht. Auch in Sachen Obstsortenbestimmung ist er tätig und lässt nach Aussagen von Gütlesbesitzern sofort den Kochlöffel fallen, wenn jemand mit einer Sorte kommt und den Namen wissen will.
August Kottmann ist ein Visionär in Sachen Streuobstwiesen. In Vorträgen macht er Werbung für die Streuobstwiesen und ist in der Zwischenzeit als Fachmann bis ins Österreichische Mostviertel gefragt. Eines der größten Probleme sieht er in der Pflege der Wiesen. Wer mäht die Wiesen noch, wenn es kein Vieh mehr gibt, was heute schon in vielen Ortschaften der Fall ist. Er hat selber über 300 Obstbaume, die er pflegt. Für die Schüler der Grundschule Gosbach hat er einen Obstgarten angelegt und zusammen mit der Streuobstpädagogin Beate Holderied begeistert er die Kinder für den Streuobstbau. Denn nur mit Begeisterung lässt sich seiner Meinung nach der Streuobstbau auf Dauer erhalten. Er versucht aber auch, Bäcker für die Verarbeitung von Trockenobst zu gewinnen und auch Metzger für die Verarbeitung von Äpfeln in der Wurst. In der Gastronomie-Zeitschrift stellt er jetzt regionale Produkte mit den verschiedenen Obstarten vor.
August Kottmann ist auf vielen Gebieten tätig, um die alten Obstsorten und die Streuobstwiesen zu erhalten. Es gibt nur wenig Menschen, die diese große Aufgabe mit so viel Begeisterung auf sich nehmen. Die Auszeichnung soll eine Anerkennung seiner vielen bisher schon geleisteten Arbeit sein, verbunden mit der Hoffnung, dass er noch viele Jahre für den Streuobstbau und die alten Obstsorten tätig sein kann.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren