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Auftakt zur Bodensee-Apfelsaison

Obstbauern fordern faire Preise

Nach zwei Extremjahren können die Obstbauern am Bodensee aufatmen. Sie rechnen mit einer durchschnittlich guten Apfelernte und hoffen auf einen besseren Absatz ihrer Früchte, die mit Qualität und Geschmack punkten. Getrübt wird die Freude durch das Volksbegehren Artenschutz, das insbesondere die Sonderkulturbetriebe hart treffen könnte. Mehrfach klang dies bei der offiziellen Saisoneröffnung in Immenstaad-Kippenhausen an.
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Der offizielle Auftakt in die Apfelsaison am Bodensee erfolgte in diesem Jahr in Immenstaad-Kippenhausen. Auf eine gute Ernte mit besten Qualitäten freuen sich (v. l.) Thomas Heilig, Vorsitzender der Obstregion Bodensee, Apfelprinzessin Franziska Grundler, LVEO-Präsident Franz Josef Müller, Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Apfelkönigin Julia Heimgartner, Erich Röhrenbach, Vorsitzender der Obstregion Bodensee und Apfelprinzessin Lena Bentele.
Der offizielle Auftakt in die Apfelsaison am Bodensee erfolgte in diesem Jahr in Immenstaad-Kippenhausen. Auf eine gute Ernte mit besten Qualitäten freuen sich (v. l.) Thomas Heilig, Vorsitzender der Obstregion Bodensee, Apfelprinzessin Franziska Grundler, LVEO-Präsident Franz Josef Müller, Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Apfelkönigin Julia Heimgartner, Erich Röhrenbach, Vorsitzender der Obstregion Bodensee und Apfelprinzessin Lena Bentele. Werner-Gnann
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Wir hoffen, dass sich aufgrund der unterdurchschnittlichen EU-Ernte die Preise für unsere Bodenseeäpfel nach oben bewegen. Denn wir produzieren Obst, das zu einem fairen Preis verkauft werden sollte“, meinte Thomas Heilig, der sich mit Erich Röhrenbach den Vorsitz der Obstregion Bodensee teilt, zum Auftakt der Saisoneröffnung. Die Auszahlungen in der abgelaufenen Saison hätten teils weit unter den Produktionskosten gelegen. Um wetterbedingte Ernteausfälle zu überstehen, appellierte er an die Politik, die Obstbauern bei einer bezahlbaren Mehrgefahrenversicherung und einer steuerfreien Rücklagenbildung zu unterstützen.

Kritik an den Initiatoren des Volksbegehrens

Deutliche Kritik übte Heilig an den Initiatoren des Volksbegehrens Artenschutz, über die die Obstbranche an den Pranger gestellt und zu Unrecht für das Insektensterben verantwortlich gemacht werde. „Nach mehreren Kontakten mit den Gründern von 'proBiene' mussten wir feststellen, dass wir mit wissenschaftlich belegten Argumenten nicht weiter kommen“, bedauerte der Obstregionsvorsitzende. Dagegen habe sich in Gesprächen mit Imkern aus der Region bestätigt, dass der Pflanzenschutz – konventionell oder biologisch – den Bienen nicht schade.
Artenschutz sei nicht nur eine Aufgabe der Landwirtschaft, vielmehr sei dies eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, betonte Franz Josef Müller, Präsident des Landesverbandes Erwerbsobstbau (LVEO). Die Landwirtschaft sei bereit, weniger Pflanzenschutzmittel auszubringen, doch dazu brauche sie eine wissenschaftliche Begleitung, was eine entsprechende Finanzausstattung der Forschungseinrichtungen voraussetze. An die Verbraucher appellierte Müller, nach heimischer Ware zu greifen, wenn der Handel mal wieder mehrheitlich ausländische Produkte liste.


Existenzbedrohende Forderungen


Verstärkt die Werbetrommel für heimische Äpfel zu rühren, ist für Staatssekretärin Friedlinge Gurr-Hirsch vom baden-württembergischen Ministerium für Ländlichen Raum ein wichtiges Anliegen angesichts eines rückläufigen Obstkonsums. Das Land bewerbe regionale Lebensmittel mit dem Qualitätszeichen sowie der Kampagne „Natürlich. Von daheim“. Durch den Kauf regional erzeugter Produkte könnten die Verbraucher zu einer verbesserten CO2-Bilanz beitragen. Sollten aber die Forderungen aus dem Volksbegehren gesetzlich festgeschrieben werden, sieht die Staatssekretärin schwierige Zeiten auf die Landwirtschaft zukommen. „Dies stellt uns vor existenzielle Probleme“, meinte sie angesichts eines Anteils von 40 Prozent der Fläche, die unter einem wie auch immer gearteten Schutzstatus steht, wobei die Betroffenheit am Bodensee besonders groß sei.

Apfelmarkt mit Spielräumen

Die Apfelsaison am Bodensee hat zwei Wochen später als im Vorjahr begonnen. Nach den Frühsorten werden nun mit Elstar und Gala die ersten großen Lagersorten geerntet, deren Mengenaufkommen Dr. Egon Treyer, Geschäftsführer der Marktgemeinschaft Bodenseeobst, auf rund 70.000 t schätzt. Insgesamt wird mit 250.000 t am Bodensee mit einer gut durchschnittlichen Ernte gerechnet, deutschlandweit sind es mit 912.000 t minus 17 Prozent zum Vorjahr. Mit vorläufigen 10,6 Mio. t fällt die europäische Apfelernte um 20 Prozent niedriger aus, wobei in erster Linie in den osteuropäischen Ländern Mengen fehlen. So meldet vor allem Polen ein um 2,0 Mio. t geringeres Ernteaufkommen, während in Westeuropa wie im Vorjahr rund 5,0 Mio. t zu Buche stehen.

„Die unterdurchschnittliche EU-Ernte wird Spielräume im Markt bieten“, erwartete Dr. Treyer bei der Eröffnung der Apfelsaison mit dem zusätzlichen Verweis auf eine deutlich aufnahmefähigere Verarbeitungsindustrie als im Vorjahr aufgrund der fehlenden Mengen aus dem Streuobstbau. Allerdings rechnet er auch damit, dass Überhänge aus der letztjährigen Ernte und Ware aus der Südhemisphäre Auswirkungen auf die Preise beim Start in den Herbstmarkt haben werden.

Anders sieht es am Birnenmarkt aus. Dort wird aufgrund von Ernteausfällen in Italien in Höhe von 200.000 t eine marktkonformere Kampagne erwartet. Von den für Deutschland prognostizierten 37.000 t Birnen hat die Bodenseeregion einen Anteil von 5000 t, wobei die Hälfte der Menge die Clubsorte Xenia einnimmt.

Mit insgesamt 350.000 t liegt die Menge an Bio-Äpfeln in der EU auf Vorjahresniveau. In Deutschland werden 63.000 t erwartet, knapp 40 Prozent davon am Bodensee, was in etwa neun Prozent der Gesamternte ausmacht.

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