Mostbirnen im Mittelpunkt
- Veröffentlicht am

Niederösterreich ist mit seinen etwa 950.000 Streuobstbäumen geradezu prädestiniert, dieser landschafts-prägenden, langlebigen Kulturpflanze einen Kongress zu widmen. Das Mostviertel war bereits zum dritten Mal Austragungsort dieses einzig-artigen Veranstaltungsformates. Mit hochkarätigen, internationalen Vortragenden, einem Exkursions-block zu Obstverarbeitungsbetrieben und Ausflugszielen sowie dem Cider & Spring Festival wurde an 3 Tagen ein umfangreiches Programm geboten. Die LEADER Region Tourismusverband Moststrasse organisierte bereits zum dritten Mal einen Birnenkongress und war den über 90 Besuchern aus allen Teilen Österreichs, aus Deutschlands, der Schweiz, Kanada und den USA ein guter Gastgeber. So gab es beim gemeinsamen Kongressdinner am ersten Abend regionale Gerichte sowie Most- und Cider-Kostproben.
Vielfalt der Mostbirnen
Am ersten Kongresstag im Relax Resort Kothmühle wurde im Rahmen einer Fachtagung auf die aktuelle Forschung, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Präsentation zahlreicher Initiativen aus dem In- und Ausland eingegangen. So hat Dr. Monika Riedle-Bauer von der HBLA und Bundesamt Klosterneuburg in ihrem Vortrag darauf hingewiesen, dass „30 bis 50% der Streuobstbestände durch den Birnenverfall gefährdet seien“. Mit verschiedenen Behandlungsmethoden und einer zielgerichteten Unterlagenforschung wird versucht, diesem großen Bedrohungspotential zu begegnen.
Mit der genetischen Vielfalt und den chemischen Inhaltsstoffe der Mostbirnen befassten sich Mag. Mathias Weis von der LEADER-Region Tourismusverband Moststraße, Ass. Prof. DI Dr. Andreas Spornberger von der BOKU WIEN sowie die Pomologin DI Gerlinde Handlechner. Laufende Studien sollen das Potenzial von Mostbirnen erheben, das möglicherweise in neue Verarbeitungsprodukte mündet.
Während die Schweiz bereits vor 20 Jahren mit dem Anlegen eines Birnengenpools begonnen hat, steht man in Österreich erst am Anfang der genetischen Sortenbestimmung. Dabei nutzt man die Erkenntnisse und Erfahrungen der Nachbarländer durch Abgleich mit deren Datenbanken.
DI Werner Pölz von der Umwelt Bundesamt GmbH beschäftigte sich in seinem Vortrag mit den Treibhausgasemissionen eines Weinbaubetriebes. Die Flasche hat dabei einen Anteil von 40% an der gesamten Umweltbelastung. Diesem Emissionsaspekt wurde im Mostviertel bereits vor 30 Jahren mit der Original Mostflasche als Mehrweggebinde begegnet.
Streuobstprodukte im Handel
Am Nachmittag wurden Initiativen und Vermarktungsformen aus Deutschland der Schweiz und Österreich vorgestellt. Ihnen allen ist gemeinsam, dass Sie versuchen aus den Früchten des Streuobstbaues als Frischobst oder in verarbeiteter Form eine hohe Wertschöpfung zu erzielen. Sortenvielfalt, Produktqualität und Information zählen zu den Grundlagen einer erfolgreichen Vermarktung.
„Der Verkauf von 150 verschiedenen Obstsorten erfordert vor allem viel Information an den Konsumenten“, ist Mag. Alois Wilfing, Geschäftsführer von Eva & Adam & OIKOS überzeugt.
Mit einem großen Sprung über die Grenzen wurden die „New Cider Maker´s“ und der US-Cider Markt vorgestellt. Der französische Cidre, der spanische Sidra, der englische Cider und der deutsche Apfelmost wurden ebenso beleuchtet wie der scheinbar unendlich große US-amerikanische Markt, der noch viel Platz für neue Anbieter hat.
Unter dem Titel „Nachhaltige Streuobstprodukte im Handel“ diskutierten ein Produzent und Vertreter des Landesobstbauverbandes, ein Landwirt und Mitglied des Europäischen Parlaments, ein Vertreter des Handels, einer Vermarktungsinitiative und einer Privatstiftung über die Chancen und Schwierigkeiten in der Vermarktung von Streuobstprodukten. Trotz unterschiedlicher Standpunkte waren sich die Diskutanten darüber einig, dass es öfter Veranstaltungen geben sollte, wo Produzenten und der Handel an einen Tisch gebracht werden.
Gelebte Vielfalt beim Cider & Spring Festival
"Der Freitag und Samstag standen ganz im Zeichen der gelebten Praxis“, so Projektleiter Christopher Starkl, der federführend für die Organisation des Kongresses verantwortlich war. Exkursionen führten ins MostBirnhaus, einem Besucher- und Erlebniszentrum in Stift Ardagger, zum GenussBauernhof Distelberger in Amstetten, zur Betriebsbesichtigung der Haselbergers nach St. Valentin und in Pihringer’s Moststub’n nach Winklarn.
An zwei Tagen ging im Rahmen des Birnenkongresses das Cider & Spring Festival über die Bühne. Bei gar nicht frühlingshaftem Wetter wurde in der Remise Amstetten eine Party gefeiert, bei der die Kulinarik nicht zu kurz kam. Mit Live Bands und DJ-Auftritte wurden regionale Schmankerl in jugendlichem Look präsentiert
Birnenkonkress 2026
„Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen möchten wir den Kongress bald wieder in die Region bringen. Wann dies der Fall sein wird, ist derzeit noch unklar, aber wir glauben, dass sich das Jahr der Niederösterreichischen Landesausstellung 2026 sehr gut anbieten würde“, so die Obfrau der Moststraße, Bgm. Michaela Hinterholzer, über die wiederholungsreife Veranstaltung.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.