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Spirituosenbranche

Corona, Krieg und Inflation

Die Spirituosenbranche ist durch den Angriffskrieg Russlands, die Inflation und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie auch in den Jahren 2021 und 2022 herausgefordert. Die Beeinträchtigung der Handelsströme belasten die Branche.

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Patrick Lehr
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Trotz Einbruch der Wirtschaftsleistungen und Beeinträchtigung der globalen Lieferketten haben sich Spirituosen im Segment der alkoholhaltigen Getränke am Markt 2021 ausgewogen behaupten können. Während der Spirituosen-Konsum im Jahr 2021 mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 5,2 Litern auf Vorjahresniveau lag, konnte der Umsatz sogar leicht zulegen. Dies lässt auf eine Fortführung der Entwicklung hin zu Premiumqualität im Spirituosenmarkt schließen. Die Spirituosen gehörten auch im Jahr 2021 erneut zu den umsatzstarken Warengruppen im Lebensmittel- Einzelhandel.

Prognose für 2022 schwierig

Bezüglich der Verbraucherstimmung zeigte sich gemäß den GfK-Klimastudien-Analysen 2021/Anfang 2022 ein uneinheitliches Bild: Die Anschaffungsneigung und die Einkommenserwartung müssen gegenüber den Vormonaten kontinuierlich Einbußen hinnehmen und die Konjunkturaussichten, die sich seit Anfang 2021 etwas aufgehellt hatten, zeigen sich seit Februar 2022 rückläufig.

„Die zunehmende Sparneigung dürfte ihre Auswirkungen auch im Spirituosenbereich zeigen. Eine seriöse Konsumprognose für 2022 kann daher erst abgegebenen werden, wenn absehbar ist, wie sich die Inflation und die weiteren Entwicklungen aufgrund des unsäglichen Krieges Russlands gegen die Ukraine entwickeln. Hinzu kommen noch die Unwägbarkeiten zur weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie. Vor dem Hintergrund dieser unsicheren Gesamtsituation für viele Unternehmen und Berufstätige erhoffen wir uns von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen, um die Funktionsfähigkeit der Lieferketten und entsprechende Versorgungssicherheit in Deutschland zu unterstützen, allerdings auch wettbewerbsrechtliche Rahmenbedingungen, in denen die Freiräume erhalten werden, die für eine positive und nachhaltige Wertschöpfung unbedingt vonnöten sind“, so BSI-Präsident Thomas Ernst.

Stabiler Absatz 2021

Nach Analysen der Marktforschung Information Resources GmbH stieg der Absatz an Spirituosen im LEH (inklusive Aldi/Lidl/Norma) im Jahr 2021 um 0,1 Prozent. Rund 75 Prozent des Gesamtabsatzes mit Spirituosen wurden 2021 über den Lebensmittel-Einzelhandel abgesetzt. Die größten Marktanteile verbuchten mengenmäßig weiterhin „Klare Spirituosen“ (rund 37,2 Prozent), „Liköre“ (rund 36,1 Prozent) und „Rum“ (rund 9,5 Prozent). Zu den Gewinnern zählten 2021 u. a.: Liköre, Rum, Gin/Genever, Whisk(e)ys, Wodka, Brandy, Amaretto und Sambuca.

Importe und Exporte legen zu

Die Spirituosenimporte legten nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2021 um 8,9 Prozent zu. Innerhalb der letzten zehn Jahre stiegen die Importe um 1,3 Prozent. Aktuell entfallen damit gemäß GfK SE rund 42 Prozent des deutschen Gesamtmarktes auf Importspirituosen. Wichtigste Importländer waren 2021: Großbritannien, Italien, USA, Frankreich, Niederlande, Griechenland, Spanien, Russland, Irland, Polen, Schweden und Österreich.

Die Spirituosenexporte wurden im Jahr 2021 – nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes – um 22,9 Prozent erhöht, was einer Erhöhung in den letzten zehn Jahren um 15,2 Prozent entspricht. Zu den wichtigsten Ausfuhrländern zählten 2021 u. a.: Niederlande, USA, Belgien, Spanien, Frankreich, Österreich, Republik Côte d’Ivoire, Dänemark, Luxemburg, Polen, China und Italien.

Das Gesamtmarktangebot (Produktion + Import – Export) erhöhte sich – nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes und Schätzungen des BSI – im Jahr 2021 im Vorjahresvergleich um 1,1 Prozent.

Spirituosenkonsum auf Vorjahresniveau

Der Konsum pro Kopf von Spirituosen lag im Jahr 2021 bei rund 5,2 Liter Fertigware (Quelle: vorläufige Zahl des ifo Instituts) und lag damit auf Vorjahresniveau. Im internationalen Vergleich des Spirituosen-Pro-Kopf-Konsums belegte Deutschland im Jahr 2020 Platz 48 (Quelle: Analysen der Marktforschung „the IWSR and the IWSR Magazine [the Source for Wine & Spirits Analysis]“, London/Großbritannien). Der Pro-Kopf-Verbrauch aller alkoholhaltigen Getränke betrug 120,8 Liter im Jahr 2021 und sank damit zum entsprechenden Vorjahresvergleich um 2,5 Prozent.

Große Betriebe wachsen

Die Mitarbeiter- und Betriebsstruktur in der Spirituosenbranche ist seit Jahrzehnten in einem anhaltenden Konzentrationsprozess. Im Jahr 2021 ergab sich in der Spirituosenbranche in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten eine Zunahme auf 3.133 Mitarbeiter (+8,0 Prozent), die in 53 Betrieben (+3,9 Prozent) beschäftigt waren (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Turbulente Zeiten erwartet

Der Bestürzung hervorrufende Krieg Russlands gegen die Ukraine hat seit Februar 2022 in Europa und weltweit zu starken Wirtschaftsreaktionen einhergehend mit einer signifikanten Beeinträchtigung der globalen Handelsströme, Lieferketten und Rohstofflieferungen geführt. Hinzu kommen nach wie vor die unplanbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie. Von einer Normalisierung der wirtschaftlichen Lage kann somit für das Jahr 2022 nicht die Rede sein. Im Gegenteil werden der Russland-Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden enormen Preissteigerungen für Rohstoffe, Glas, Papier und Logistik auch die Spirituosenbranche begleiten.

„Die Sorge vor einer neuen Corona-Welle, signifikant steigende Liefer- und Rohstoffpreise aufgrund des Russland-Ukraine-Kriegs – insbesondere für die Energieversorgung – werden die Spirituosenbranche nachhaltig beschäftigen“, so Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin des BSI.

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