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Pfälzer Klein- und Obstbrenner

Brennsaison und Jubiläum

Am 15. Oktober 2025 wurde am Weincampus Neustadt/Weinstraße beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz ein stolzes Jubiläum gefeiert: 100 Jahre Lehr- und Versuchsbrennerei.

von Redaktion erschienen am 24.11.2025
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(V. l. n. r.) Markus Hauß (2. Vorsitzender Verband Pfälzer Klein- und Obstbrenner e.V.), Ulrich Staub (Brennmeister DLR Rheinpfalz), Werner Albrecht (BMLEH), Dr. Jochen Vestner (Fachgebietsleiter Aromenforschung, DLR), Petra Dick-Walther (Staatssekretärin MWVLW Rheinland-Pfalz), Lucas Mühlhäuser (1. Vorsitzender Verband Pfälzer Klein- und Obstbrenner e.V.), Michael Falk (Geschäftsführer Verband Pfälzer Klein- und Obstbrenner e.V.)
(V. l. n. r.) Markus Hauß (2. Vorsitzender Verband Pfälzer Klein- und Obstbrenner e.V.), Ulrich Staub (Brennmeister DLR Rheinpfalz), Werner Albrecht (BMLEH), Dr. Jochen Vestner (Fachgebietsleiter Aromenforschung, DLR), Petra Dick-Walther (Staatssekretärin MWVLW Rheinland-Pfalz), Lucas Mühlhäuser (1. Vorsitzender Verband Pfälzer Klein- und Obstbrenner e.V.), Michael Falk (Geschäftsführer Verband Pfälzer Klein- und Obstbrenner e.V.) © DLR/RLP

Der Weincampus Neustadt/Weinstraße wird von den drei Hochschulen Hochschule Kaiserslautern, Technische Hochschule Bingen und Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen getragen. Diese Hochschulen arbeiten in Kooperation mit dem DLR Rheinpfalz am Standort Neustadt/Weinstraße zusammen. Passend zum Jubiläum der Versuchsbrennerei eröffnete der Verband der Pfälzer Klein- und Obstbrenner im Anschluss an die Feierstunde die neue Brennsaison 2025/2026.

Lucas Mühlhäuser, 1. Vorsitzender des Pfälzer Kleinbrennerverbandes und Dr. Joachim Eder, Abteilungsleiter Pflanzenschutz für Wein- und Obstbau beim DLR Rheinpfalz, hießen die zahlreichen Gäste und Ehrengäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft willkommen. Neben Vertretern der Kommunalpolitik waren dies unter anderem die Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Petra Dick-Walther, Andreas Wiezorek, der derzeit ad interim die Direktion Verbrauchsteuern der Generalzolldirektion leitet, sowie in seiner Begleitung Steffen Kurowski, der für das Alkoholsteuerrecht zuständige Referatsleiter in der GZD, sowie Werner Albrecht, Brennerei- und Spirituosenexperte im Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. Dr. Eder vertrat den Direktor des DLR Rheinpfalz, Dr. Andreas Kortekamp. Als Moderator der Veranstaltung fungierte Dr. Jochen Vestner, der wiederum den kurzfristig erkrankten Prof. Dr. Dominik Durner vertrat.

Seit Jahren forscht Professor Dr. Durner auf den Gebieten der Sensorik, Aromabildung und Destillationstechnologie, um die Qualität der Spirituosen wie insbesondere die Qualität der Obstbrände oder von Gin durch eine Reifung in geeigneten Holzfässern zu verbessern und gibt diese wissenschaftlichen Erkenntnisse an die Praxis weiter.

Grußworte

In ihrem Grußwort betonte Staatssekretärin Petra Dick-Walther die Bedeutung der vielen Kleinbrennereien in der Pfalz für die Kulturlandschaft, die vom Weinanbau und von Streuobstwiesen geprägt ist. Sie begrüßte die Aufnahme der handwerklichen Brennkunst im April dieses Jahres in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes durch die deutsche UNESCO-Kommission und ging auch auf die aktuelle von der WHO und der DGE unter dem Stichwort „no safe level“ angestoßene Diskussion ein, wonach es beim Alkoholkonsum keine risikofreie oder risikoarme Konsummenge gebe. Staatssekretärin Dick-Walther verteidigte den Genuss alkoholischer Getränke in Maßen, die wichtige Kulturgüter in Deutschland seien und zur Lebensfreude beitragen.

Werner Albrecht ging in seinem Vortrag zunächst auf die Geschichte des Brennereiwesens in der Pfalz ein. 1925, als die Lehrbrennerei am Standort Neustadt gegründet wurde, war die Pfalz als Folge des Ersten Weltkrieges noch von Franzosen besetzt. Politisch gehörte die Pfalz seinerzeit zum Freistaat Bayern. Dass es im Gebiet der heutigen Pfalz Abfindungsbrennereien gibt, also Brennereien, die nicht zollamtlich verschlossen sind und pauschal nach der eingesetzten Rohstoffart und Rohstoffmenge besteuert werden, ist darauf zurückzuführen, dass die Pfalz seit 1816 als damaliger „Rheinkreis“ zum Königreich Bayern gehörte. Beim Beitritt des Königreich Bayern zum Norddeutschen Bund 1870 gewährte das Königreich Preußen diesem neben dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg das Besitzstandsprivileg, das Abfindungsbrennen beizubehalten. Allerdings wurde für diese pauschale Besteuerung im Gegenzug das jährliche Brennrecht für Abfindungsbrennereien auf 300 Liter reiner Alkohol reduziert. Dieses Besitzstandsprivileg wurde nach Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 im Reichsbranntweinsteuergesetz von 1887 und später im Gesetz über das Branntweinmonopol vom 26. Juli 1918, das noch von Kaiser Wilhelm II unterzeichnet wurde und am 1. Oktober 1919 in Kraft trat, bestätigt. Auch in dem novellierten Gesetz über das Branntweinmonopol vom 8. April 1922, das in seinen Grundzügen bis Ende 2017 galt, wurde das Abfindungs- und Stoffbesitzerbrennen in den historisch abgegrenzten Gebieten abermals bestätigt.

Auch wenn das Abfindungs- und Stoffbesitzerbrennen seit Geltung des Alkoholsteuergesetzes und der darauf basierenden Alkoholsteuerverordnung am 1. Januar 2018 in ganz Deutschland zulässig ist, sind die regionalen Schwerpunkte der Abfindungsbrennerei in Deutschland geblieben und so gibt es weiterhin auch viele Abfindungsbrennereien in der Pfalz. Albrecht würdigte die Lehrbrennerei am Weincampus Neustadt als eine wichtige Einrichtung, um zum einen wissenschaftliche Forschungsergebnisse, die die Studierenden bei den angebotenen dualen Studiengängen erarbeiten, für die Praxis verfügbar zu machen. Ferner trägt das DLR Rheinpfalz in der Tradition der 1899 in Neustadt gegründeten „Städtischen Wein- und Obstbauschule“, die im Jahr 1908 verstaatlicht und in „Königliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Gartenbau“ umbenannt wurde, zur Aus- und Fortbildung der Klein- und Obstbrenner bei, die das Handwerk des Brennens von Generation zu Generation weitergeben. Dr. Vestner ging in seinem Vortrag auf die jüngste Geschichte der Lehr- und Versuchsbrennerei seit 1997 ein, seit Ulrich Staub als Brennmeister am DLR Rheinpfalz die Lehr- und Versuchsbrennerei betreibt. Die heutige Abfindungsbrennerei ersetzte im Jahre 2001 die frühere Brennerei. Dr. Vestner ließ die wichtigsten Meilensteine der in der Lehrbrennerei durchgeführten Brennversuche mit der Herstellung von bestimmten Edelbränden oder Spirituosenspezialitäten Revue passieren.

Eröffnung der Brennsaison

Nach den Vorträgen wechselten die Teilnehmer die Lokalität und begaben sich an den Ort der Lehrbrennerei. Brennmeister Ulrich Staub befüllte den Brennkessel mit einer Williams-Christ-Birnenmaische und erläuterte im Einzelnen, wie der Destillationsvorgang abläuft. Im Anschluss daran erklärten Ulrich Staub und Lucas Mühlhäuser die neue Brennsaison für eröffnet und wünschten allen Brennern eine gute und erfolgreiche Saison. Mit einem anschließenden Imbiss, bei dem sich die Teilnehmer über die Zukunftsperspektiven der Klein- und Obstbrenner austauschen konnten, klang diese Doppelveranstaltung im geselligen Rahmen aus.

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