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Projekt in Bayern

Mit Cidre Streuobstwiesen erhalten

Streuobstwiesen haben in Bayern eine lange Tradition und sind als Teil der Kulturlandschaft wichtig für die Artenvielfalt. Trotz großer Anstrengungen von verschiedenen Seiten gibt es aber leider immer weniger Streuobstbäume.
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Jeannine Steinkuhl, LWG
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Aktuell werden aus den Äpfeln von Streuobstbeständen Apfelsaft oder Destillate hergestellt und nur sehr vereinzelt der alkoholarme, prickelnde Cidre, also Apfelschaumwein. Das soll sich ändern! Im Rahmen des Bayerischen Streuobstpaktes sollen in einem Projekt an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim hochwertige, spritzige Cidre-Getränke mit wenig Alkohol entwickelt werden – zum Erhalt der Streuobstwiesen und zur Stärkung der regionalen Erzeugung. Es ist bereits der dritte Jahrgang Apfelschaumweine an der LWG.

Vom Saft zum Apfelperlwein

Nach der Ernte kamen mehrere Tonnen Äpfel von Streuobstwiesen aus Mainfranken an die LWG. Sie wurden nach dem Waschen zu einer Maische verarbeitet, die am folgenden Tag abgepresst wurde. Der Saft wurde vorgeklärt und für verschiedene Versuche aufgeteilt. In diesem Jahr wurden Versuche mit unterschiedlichen Hefen angesetzt. Außerdem soll die Technik der Biomassereduktion während der Fermentation untersucht werden. Die fertigen Grundweine werden im Anschluss je nach Endprodukt verperlt (Typ Secco) oder in der Flasche vergoren (Typ PetNat und Schaumwein). Nach dem Degorgieren – also dem Entfernen der Hefe – geht es jetzt weiter mit dem Verkorken, bevor nach insgesamt etwa einem Jahr der Cidre fertig ist. Mehr Informationen gibt es hier: www.lwg.bayern.de/weinbau/337780.

Dauerhafte Ergänzung des Sortiments

Cidre ist nicht neu in Deutschland – im benachbarten Hessen gibt es zum Beispiel schon eine starke Apfelweinkultur. In dem Projekt an der LWG geht es darum, den Besitzerinnen und Besitzern von Streuobstwiesen Anreize zu geben, ein hochwertiges Produkt aus ihren Äpfeln herzustellen, bei dem die Gewinnspanne größer ist als bei der Lieferung der Äpfel in eine Saftkelterei. Dabei sind die nötigen Investitionen überschaubar, denn für den Einstieg reichen schon wenige technische Mittel wie z.B. Korbpresse und Tanks. Winzerinnen und Winzer bzw. auch Brennerinnen und Brenner haben den Vorteil, dass sie ihre Ausstattung auch für Cidre nutzen können. Er bedient den Trend der spritzigen, alkoholreduzierten Produkte mit der Zielgruppe jüngerer Konsumentinnen und Konsumenten und allen, die für Streuobst brennen. Cidre soll sich als dauerhafte Ergänzung des Sortiments etablieren – zum alleinigen Genuss oder als Speisenbegleiter. Beim Cidre, der französischen Variante für aus Äpfeln vergorene und perlende Getränke, ist der Alkoholgehalt übrigens geringer als beim englischen Cider.

Hintergrund: Besondere Kulturlandschaft Bayerns

Streuobstwiesen sind einzigartig und bieten wichtige Lebensräume für rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Nicht nur die Obstbäume selbst, sondern auch die Wiesen und Äcker darunter sind mit oft seltenen Pflanzen wichtig für die Biodiversität. Bisher gibt es noch rund 5,5 Millionen Streuobstbäume in ganz Bayern. Diese wertvollen Flächen sind von der UNESCO als Kulturerbe anerkannt worden. Bayerischer Streuobstpakt Bereits 2021 wurde der Bayerische Streuobstpakt mit dem Ziel geschlossen, den aktuellen Bestand an Streuobstwiesen zu erhalten und zu erweitern. Bis 2035 soll dafür eine Million Streuobstbäume in ganz Bayern gepflanzt werden. Das unterstützt der Freistaat durch mehrere Maßnahmen und Förderprogramme, an denen auch die LWG beteiligt ist. Weitere Informationen finden Sie unter www.stmelf.bayern.de/streuobstpakt.

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