
Vom Wert der Brennerei
Ulrich Müller, Präsident vom Verband von Badens Brenner, konnte am 18. Oktober zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung und Praxis auf dem Hof der Brennerei Brandjung in Buchenbach-Unteribental begrüßen.
von Hans Hörl erschienen am 22.10.2025
Darunter waren Abteilungspräsident Michael Krumm vom Regierungspräsidium Freiburg, Stefan Kury, Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, Reinhold Pix, Landtagsabgeordneter und Winzer aus Ihringen, sowie örtliche Vertreter der Politik. Anlass war die Eröffnung der Brennerei-Saison 2025/2026.
„Gäbe es die Brennerei nicht, wäre die Folge ein Verlust an Vielfalt und einem Stück Heimat. Dafür bin ich dankbar“, brach Müller eine Lanze für das Brennereiwesen. Brennereien leisteten einen Beitrag zur Biodiversität; sie sollten sich jedoch lohnen. „Alle sind mitverantwortlich für das das Juwel Streuobst! Die Erhaltung der nur noch 7000 Brennereien ist wichtig, um die Kulturlandschaft zu erhalten. Das Brennereiwesen ist mit 300 Jahren genau so alt wie die Schwarzwälder Kuckucksuhr!“, erinnerte der Präsident. Im Visier habe man die Erhöhung der zulässigen Alkoholmenge von 300 auf 600 Liter. Dafür sei nicht Stuttgart, sondern Berlin zuständig.
Michael Krumm überbrachte Grüße von Regierungspräsident Carsten Gabbert und gab seiner Freude über die schöne Herbstlandschaft und den Anlass der Veranstaltung Ausdruck. Die meisten Brennereien würden von den Eltern übernommen. Für viele, die als Stoffbesitzer begonnen hätten, sei das Brennen eine Leidenschaft geworden – mit guten Ergebnissen. Man müsse sich allerdings Gedanken über die Vermarktung des Alkohols machen, denn er werde zwar bewusster, aber abnehmend konsumiert. Das Land fördere Streuobst u.a. mit einem umfassenden Fort-und Weiterbildungsangebot. So könne man sich zur „Fachkraft Brennereiwesen“ fortbilden. Darüber hinaus lasse sich der Berufsabschluss als Brenner erwerben, und seit 2006 werde ein Vorbereitungskurs für die Prüfung zum Brennermeister angeboten.
Klaus Jung, geboren 1954, schilderte seinen Weg zum Brenner. „Ich kam 1989 hierher in ein abbruchreifes Haus. Da wurde ich jahrelang als Bauleiter gebraucht und gab meine Tätigkeit im Büromaschinen- Geschäft auf, zumal ich nie gern mit Schlips und Kragen unterwegs war. Zum Brennen kam ich durch die Pacht einer Fläche, von deren Eigentümer ich ein Brennrecht übernahm. Die Saftproduktion begann 1993 im Ibental in der Küche. Diese wurde jedoch rasch zu klein. Über eine Bekannte konnte ich von heute auf morgen einen Gewölbekeller in Emmendingen anmieten. 2007 kam die jetzige Produktionsstätte in Teningen-Köndringen hinzu, und 2014 errichtetet ich im alten Hühnerstall eine Brennerei. Im Jahr darauf reichte ich meine ersten Brände zur Prämierung ein und erhielt vier Medaillen, was mich sehr motiviert hat! Unsere Produkte vermarkten wir über die regionalen Edeka-Märkte, die Gastronomie, übers Internet sowie in kleinem Umfang ab Hof. Nach Einstieg meines Sohnes Leander, der seinen früheren Beruf aufgab und in den Haupterwerb überging, konnte ich mich verstärkt der Brennerei widmen. Ich setze jedes Jahr viele Bäume, die ich zum Teil aus dem Kern aufziehe. Wir bauen viele Apfel- und Birnensorten an, die keiner mehr kennt. Wir pflegen die Landschaft für den Tourismus. Auf Messen stehe ich immer für Gespräche zur Verfügung. Bei uns herrscht viel Wildnis - es gibt Tiere wie Ringelnatter, Salamander und Fledermäuse. Auf Streuobstwiesen kann man bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten finden.“
Leander Jung hob hervor, verwertet werde auch in mageren Jahren nur selbsterzeugtes Erntegut von mittlerweile 19 Hektar Streuobst, was mit sehr viel Handarbeit verbunden sei. Von einem Hektar Streuobst könne man 150 bis 300 Dezitonnen Äpfel ernten. Daraus ergebe sich eine Menge von bis zu 750-1500 Liter Rein-Alkohol. In der Praxis seien aber wegen der Höchstmengenbegrenzung lediglich 0,2 Hektar pro Betrieb über Alkohol verwertbar. Wie Michael Würth, ehemals Regierungspräsidium Freiburg, ausführte, könne ein Apfelbaum auf einer Streuobstwiese ein Alter von deutlich über 40 Jahren erreichen - ausreichend Pflege, vor allem regelmäßiges Schneiden, vorausgesetzt.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.