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111 Jahre fränkischer Kleinbrennerverband

SCHNAPSIDEE zur Schnapszahl

Diese Schnapszahl sollte gewürdigt werden. Doch wie? Mit einer Schnapsidee. In einem studentischen Wettbewerb entwarfen Studenten im Auftrag des Verbandes FRAU FLACH, das Pendant zum Flachmann.

von Andrea Baetz, Gerhard Horak, Redaktion erschienen am 17.12.2025
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Feierten gemeinsam mit vielen Gästen 111-Jahre Fränkischer Brennerverband: Destillatkönigin Anna Steinmann, Hubert Fröhlich (Verbands-Vorsitzender), Katharina Gorbach (3. Platz), Alois Gehrig (Bundesverbandspräsident), Johanna Fluhrer (1. Platz), Paul Schulz (2.Platz), Gerhard Horak, Andrea Bätz (Verbands-Geschäftsführerin), Prof. Gertrud Nolte, Judith Glaser, Destillatprinzessin Denise Meyer (v.l.n.r.)
Feierten gemeinsam mit vielen Gästen 111-Jahre Fränkischer Brennerverband: Destillatkönigin Anna Steinmann, Hubert Fröhlich (Verbands-Vorsitzender), Katharina Gorbach (3. Platz), Alois Gehrig (Bundesverbandspräsident), Johanna Fluhrer (1. Platz), Paul Schulz (2.Platz), Gerhard Horak, Andrea Bätz (Verbands-Geschäftsführerin), Prof. Gertrud Nolte, Judith Glaser, Destillatprinzessin Denise Meyer (v.l.n.r.) © Fränkischer Kleinbrennerverband

Angefangen hatte alles am 22. Februar 1914 als der Fränkische Klein- und Obstbrennerverband Würzburg e. V. im beschaulichen Ort Kleinlangheim in der Nähe von Würzburg aus der Taufe gehoben wurde.

Im Laufe seiner wechselvollen Geschichte war der Brennerverband immer wieder Dreh- und Angelpunkt für die vielen kleinen landwirtschaftlichen Brennereien, die in Franken beheimatet sind.

So war es denn auch eine logische Entwicklung, dass auf Initiative seiner langjährigen Geschäftsführerin Andrea Bätz gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium und der LWG (Landesanstalt für Wein- und Gartenbau) in Veitshöchheim eine Brennerausbildung für ganz Bayern installiert wurde.

An der LWG in Veitshöchheim (Landkreis Würzburg, Unterfranken) und dem Lehr- und Beispielsbetrieb Deutenkofen (Landkreis Landshut, Niederbayern) werden nun seit 2010 im 2-jährigen Turnus „Staatlich geprüfte Brenner“ ausgebildet. Ein wichtiger Schritt zur Aufwertung des Berufsstandes, für die Qualitätssteigerung Fränkischer Edelbrände und langfristig für die Bewahrung der Fränkischen Streuobst-Kulturlandschaft.

Obwohl schon über 25 Jahre im Verband aktiv, hatte die Geschäftsführerin lange darüber gerätselt, warum der Verband ausgerechnet in Kleinlangheim gegründet worden war. Erst Frau Gerlinde Stier, Bürgermeisterin von Kleinlangheim, konnte dank ihrer Nachforschungen in der Ortsgeschichte interessante Fakten zum Vorschein, mit deren Hilfe endlich Licht ins Dunkel kam und eine Erklärung für die Wahl des Geburtsortes gefunden werden konnte.

Kleinlangheim erwachte dereinst, vor mehr als 250 Jahren aus seinem Dornröschenschlaf und wurde tatsächlich weltberühmt. Schuld daran war die Zwetschge! Der brandenburgische Verwalter war derzeit der erste gewesen, der um 1745 auf seinen Sandfeldern Zwetschgenbäume pflanzte. Vor allem sein großer Erfolg reizte weitere Bauern zur Nachahmung. Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts besaß Kleinlangheim geradezu ein Monopol im Zwetschgenanbau und -handel.

1878 befand man sich, so Bürgermeisterin Stier, mit einem Bestand von 19.000 Zwetschgenbäumen bei gerade einmal 1.200 Einwohnern auf dem Zenit - die „Kleinlangheimer Dörrzwetschgen“ waren nicht nur im englischen Königshaus besonders beliebt, sondern fanden Absatzmärkte in nah und fern, sogar bis nach Übersee. „Frankenzwetschgen“ waren noch vor 100 Jahren ein namhafter Handelsartikel auf den fränkischen Obstmärkten. Großbrennereien aus dem Rheinland kauften gerne dort ein. Man kann sagen, dass der Marktflecken Kleinlangheim für den Zwetschgenanbau und deren Verarbeitung eine Hochburg und damit auch für andere Gemeinden Vorbild war.

Auch im Veredeln der süßen blauen Früchte zu hochgeistigen Destillaten waren die Kleinlangheimer sehr erfahren und es gab in der Gemeinde noch bis vor dem 2. Weltkrieg über 50 Brennrechte.

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Kleinlangheimer Rathaus wurde deshalb schon am „111. Geburtstag“ des Verbandes, dem 22.02.2025 auf den Beginn des Jubiläumsjahres mit Zwetschenwasser und mit durch Zwetschgen verfeinerten Wurstwaren angestoßen. So gestärkt, pflanzten alle gemeinsam anschließend den ersten einer Reihe von 11 Zwetschgenbäumen am Ortseingang von Kleinlangheim. Von der Deutschen Destillatkönigin wurde dieser standesgemäß mit einem ordentlichen Schluck Zwetschgenwasser angegossen.

Lange war im Verband nachgedacht worden, wie denn ein solches Schnapszahlen-Jubiläum standesgemäß gefeiert werden könne. Bis Gerhard Horak aus Castell, Mitglied des Brennerverbandes und Gebietsvertreter für den Landkreis Kitzingen auf die Idee kam, einen Gestaltungswettbewerb unter Studenten auszuloben. Mit Frau Professorin Gertrud Nolte von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) hatte er denn auch flugs eine respektable Mitstreiterin für sein Projekt gefunden.

Was Gerhard Horak schon lange umtrieb war die Tatsache, dass die Partnerin von Herrn Flach bis dato nirgends in Erscheinung getreten war, in keiner Chronik, in keinem Archiv. Herr Flach hingegen war bekannt wie ein bunter Hund. Ihn kannten nicht nur die den edlen Destillaten nahe stehenden - nein, er war auch in Westentaschen, Jacken und Manteltaschen oft zu finden. Doch was war mit Frau Flach?

Die Aufgabenstellung des Projektes „Frau Flach“ verlangte somit nach einem Behältnis mit ca. 200ml Inhalt, welches unauffällig in der Kleidung oder ganz offensiv als Schmuckstück getragen werden könne. Erlaubt waren Materialien wie Glas, Porzellan, Silber oder Edelstahl sowie Lederbezüge.

Nach der Auftaktveranstaltung in Kleinlangheim startete die THWS ihrer Suche nach Frau Flach. Im Rahmen einer Seminararbeit erarbeiteten sieben Studentinnen und Studenten der Fakultät „Gestaltung“ im Laufe des Sommersemesters, fachlich unterstützt durch ihre Studien-Betreuerinnen Frau Gertrud Nolte und Frau Judith Glaser ihre jeweiligen Interpretationen von Frau Flach.

Am Ende hatten die Studentinnen und Studenten in ihren Arbeiten ganz eigene Ansätze zur Gestaltung der gesuchten Gefäße gefunden. Mit kreativen Ansätze hinterfragten sie dabei Geschlechterrollen und Zuweisungen, die durch das Thema vorgegeben waren.

Die vorgelegten Entwürfe umfassten eine große Bandbreite: Von der Zahlen-Formen-Spielerei eines Trinkgefäßes, einer Jakobsmuschel (Geburt der Venus, Brunelleschi), über einen Handschmeichler in Form eines flachen Kiesels bis zum portionierten Trinkgenuss aus der Drehflasche.

Im Vorfeld einer großen Feierstunde am 11.11.2025 – dem Abschluss des verbandseigenen Jubiläumsjahres - fand sich eine Jury aus Künstlern, einer Silberschmiedin und Brennern zur Begutachtung der Entwürfe zusammen. Bewertet wurden sowohl Konzeption, Funktionalität als auch Design.

Das Ergebnis der Jury bildete beim anschließenden Jubiläumsevent die Grundlage zur Vergabe von drei Siegerprämien für:

Eine traditionelle Umhängeflasche (Platz 3) eine griffig-hochgezogene freien Form (Platz 2) bis hin zum Genuss- und Selbstverteidigungs-Gefäß (Platz 1).

Ausstellung der Entwürfe für FRAU FLACH
Ausstellung der Entwürfe für FRAU FLACH © Fränkischer Kleinbrennerverband

Als Austragungsort war mit dem „Spitäle“, dem Kunstausstellungsgebäude der VKU (Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens), ein würdiger Rahmen gefunden worden. Sowohl die Entwurfskizzen als auch die Entwürfe selbst, ergänzt durch großflächige Präsentationstableaus fanden hier genügend Raum und konnten von den anwesenden Gästen in aller Ruhe bestaunt werden.

So hatte denn die Suche nach Frau Flach am Ende noch einen guten Ausgang und es kam nach einer langen Zeit des Wirkens im Verborgenen am Ende für Frau Flach doch noch zu einem ihr würdigen Auftritt auf der großen Bühne.

Ausstellung der Entwürfe für FRAU FLACH
Ausstellung der Entwürfe für FRAU FLACH © Fränkischer Kleinbrennerverband

Der Brennerverband aber, dessen Mitglied Gerhard Horak aus Castell diese wortwörtliche „Schnapsidee“ hatte, durfte zu seinem 111. Wiegenfest die Geburtsstunde von Frau Flach gemeinsam mit der THWS, der Vereinigung kunstschaffender Unterfrankens, geladenen Gästen, Student*innen der Fakultät „Gestaltung“, den Preisträgern und vielen angereisten Brenner*innen mit hochgeistigen Getränken und anregenden Gesprächen feiern.

Bei der Übergabe der Preisgelder an die siegreichen Gewinner wurde dann auch gleich der Blick in die Zukunft gelenkt, denn die Umsetzung der Sieger-Entwürfe ist bereits in Planung. Wir dürfen also gespannt sein, welch interessante Umsetzungs-Strategien sich zur Verwirklichung von Frau Flach finden lassen!

 

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